Nach dem Informationstreffen
über China am vergangenen Wochenende hat im Vatikan ein zweites wichtiges Treffen
zu einem kommunistischen Land in Südostasien stattgefunden. Papst Benedikt hat heuteden
Regierungschef der Sozialistischen Republik Vietnams empfangen. Es handelt sich dabei
um das erste Treffen eines wichtigen Repräsentanten aus Vietnam im Vatikan seit der
kommunistischen Machtübernahme in Hanoi im Jahr 1975. Ministerpräsident Nguyen Tan
Dung wurde von mehreren Ministern und dem Leiter der Kommission für Religionsahngelegenheiten
im Vatikan begleitet. Der vietnamesische Premierminister traf auch Kardinal-Staatsekretär
Tarcisio Bertone und den vatikanischen "Außenminister" Dominique Mamberti. Der
Heilige Stuhl habe seine Freude über den Besuch zum Ausdruck gebracht, hieß es im
Anschluss in einer Erklärung des Pressesaals. Der Besuch aus Vietnam sei „ein neuer
und wichtiger Schritt zur Normalisierung der bilateralen Beziehungen“. „Diese haben
in den vergangenen Jahren konkrete Fortschritte erlebt und der Katholischen Kirche
in Vietnam mehr Religionsfreiheit eröffnet.“ Die Gespräche haben sich laut Vatikanerklärung
vor allem um die noch offenen Fragen gedreht. Diese sollen durch die bestehenden Dialogmöglichkeiten
angegangen und gelöst werden. Man wünsche eine „fruchtbare Zusammenarbeit“ zwischen
der Kirche und dem Staat, damit - so wörtlich - „die Katholiken immer effektiver ihren
positiven Beitrag für das Gemeinwohl des Landes leisten können, die Förderung der
moralischen Werte vor allem bei den Jugendlichen, die Ausbreitung einer Kultur der
Solidarität und karitative Hilfe für die schwächsten Schichten der Bevölkerung“.„Angesichts
eines gemeinsamen Einsatzes für den Frieden und die Lösung der gegenwärtigen ernsten
Probleme“, so das Communiqué weiter, habe man sich außerdem über die aktuelle internationale
Lage ausgetauscht. In Vietnam beobachten die Katholiken mit großem Interesse das
Zusammentreffen des Premierministers mit dem Papst. Der Bischof von Thanh Hoa im Norden
des Landes, Joseph Nguyen Chi Lihn, sagt gegenüber Radio Vatikan:
„Wir
erhoffen uns viel Positives von diesem Treffen. Wir möchten uns nämlich weiterentwickeln.
Im sozialen Bereich ist die katholische Kirche im Vietnam mit den katholischen Schulen
und Universitäten präsent. Doch im Augenblick dürfen wir diesen Bereich nicht überschreiten.“
In
jüngster Zeit gab es immer wieder Ansätze zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen
dem südostasiatischen Staat und dem Vatikan. Ein Knotenpunkt bleibt die Frage Religionsfreiheit.
"Es
gibt immer noch einen markanten Unterschied bei der Definition des Begriffs „Religionsfreiheit“.
Die vietnamesische Regierung hat in dieser Hinsicht ein anderes Verständnis als die
katholische Kirche, wie das insbesondere in den päpstlichen Dokumenten beschrieben
wird. Persönlich würde ich sagen, dass dieser Verständnisunterschied das Hauptproblem
ist.“ (rv 25.01.07 mg)