2007-01-24 19:02:57

Vatikan: Wie wichtig war das China-Meeting?


RealAudioMP3 "Wir schätzen die Haltung des Vatikans zu einem konstruktiven Dialog mit China", das sagte ein Sprecher des Pekinger Außenamtes zu dem China-Gipfel, das vergangenes Wochenende hinter verschlossenen Türen im Vatikan stattfand. Auch ausgewiesene Kenner wie der Steyler Missionar P. Roman Malek vom China-Zentrum in St. Augustin würdigten das Treffen. Es sei freilich kein "neuer Anfang", warnte Malek vor überzogenen Erwartungen. Denn Bemühungen um eine Normalisierung der sino-vatikanischen Beziehungen gebe es bereits seit Anfang der 80er Jahre, als China sich geöffnet habe.

"Es ist allerdings etwas merkwürdig, dass so ein Treffen, das ich nicht als Gipfeltreffen bezeichnen würde, sondern als Informationstreffen, das jetzt stattfand, und zwar auf Drängen von Kardinal Zen aus Hongkong - und das ist eine wichtige Feststellung -, dass es so spät in diesem neuen Pontifikat stattfand. Denn ich meine, die Möglichkeiten bzw. die Offenheit, die es nach dem Tod Papst Johannes Pauls II. gab - die Offenheit sowohl der patriotischen Vereinigung wie auch der chinesischen Regierung, die sich zum ersten Mal zumindest in Worten, dem Heiligen Stuhl öffnete - dass das nicht genutzt wurde."

P. Malek hält Papst Benedikt XVI. für einen guten Kenner der Lage in China.

„Schon als Präfekt der Kongregation war er meines Erachtens sehr gut über China informiert, aber was fehlte, war ein Wort des Papstes zu den Katholiken in China.“

Genau diese Lücke will Papst Benedikt nun offenbar schließen. Er plant, einen Brief an die chinesischen Katholiken zu schreiben, teilte der Vatikan im Anschluss an das Informationstreffen mit. Was man sich davon erhoffen kann?

„Ermutigung für die Kirche in China. Dass die Bischöfe, Priester, Ordensfrauen ermutigt werden, diesen Weg weiter zu gehen trotz der politischen Umstände und der sichtbaren formellen Beziehungen zum Heiligen Stuhl – diese Beziehung ist wichtig, aber nicht grundlegend für die Entwicklung des kirchlichen Leben.“

Denn, und das ist Pater Malek besonders wichtig zu betonen: es gibt zwei Ebenen in der Beziehung zwischen Heiligem Stuhl und China. Zum einen die Diplomatie, zum anderen das Leben der Kirche.

„Die Kirche in China lebt ohne diese formelle diplomatische Normalisierung weiter. Sie entwickelt sich enorm. Und es gibt inzwischen auch so eine Normalisierung de facto.“

Normalisierung de facto, das heißt beispielsweise, dass die in China geweihten Bischöfe ihre Weihe längst mit Erlaubnis des Papstes empfangen.

„Natürlich gab es Rückschläge, letztes Jahr wurden drei Bischöfe ohne Erlaubnis des Papstes geweiht, aber das ist nicht die normale Praxis. Die normale Praxis ist, dass die Bischöfe in China, die dort mit Zustimmung des Papstes und der patriotischen Vereinigung gewählt werden, auch in Rom um Ernennung bitten und in der Regel wird diese Ernennung auch erteilt, und erst dann werden die zu Bischöfen geweiht.“

Der Heilige Stuhl soll daran arbeiten, diese Normalisierung des kirchlichen Lebens noch stärker zu unterstützen, rät Pater Malek.
 
„Und das heißt, mehr für die Fortbildung der Priester Seminaristen, Schwestern und Katholiken sorgen. Wie die Priester, Schwestern und Katholiken geformt sind, so wird die künftige chinesische Kirche aussehen.“

Seit 40 Jahren verfolgt der Steyler Missionar Roman Malek die Geschicke der Kirche in der Volksrepublik. Er weiß, wo der Schuh drückt, er kennt die Empfindlichkeiten. Und aus dieser Erfahrung heraus hat er noch einen wichtigen Kritikpunkt an dem vatikanischen Info-Treffen zu China.

„Wir haben in Deutschland so einen Grundsatz entwickelt, dass wir über China nicht ohne Chinesen sprechen. Natürlich waren bei der Sitzung chinesische Bischöfe dabei. Aber man darf nicht übersehen, dass das Bischöfe aus Hongkong, Macao und Taiwan waren. Es ist mir nicht bekannt, dass da irgendjemand – unabhängig ob offiziell oder nicht offiziell – von der chinesischen Kirche präsent wäre.“

Dabei würde es an Kanälen und Möglichkeiten nicht mangeln, glaubt Malek.

„Ich sage das hier ganz offen. Letztes Jahr im September fand bei Mailand die fünfte europäische katholische China-Konferenz statt mit über hundert Leuten, die Hälfte waren Chinesen, auch aus der Volksrepublik China. Diese Sitzungen finden alle drei, vier Jahre statt, und das war die größte Sitzung, die jetzt stattfand. Natürlich waren die vatikanischen Behörden dazu eingeladen. Aber es ist keiner erschienen!“

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, also der Austausch von Botschaftern zwischen China und dem Heiligen Stuhl, sei ohne Zweifel sehr wichtig, betont Malek. Aber:

„Es steht praktisch fest, dass das nicht die Haltung der chinesischen Regierung zur katholischen Kirche ändern wird. Man soll keine Wunder erwarten, dass wenn es eine diplomatische Regelung gibt, die Haltung der kommunistischen Partei und der chinesischen Regierung sofort über Nacht zur Kirche sich verändern wird. Sie wird nicht positiver. Die eigentliche Problematik der katholische Kirche und die Zukunft der katholischen Kirche liegt sicher nicht auf dieser diplomatischen politischen Ebene, sondern in der inneren Dynamik, der inneren Bewegung, die wir positiv begleiten sollen auch seitens des Heiligen Stuhles.“

(rv 24.01.07 gs)








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