Die Weltgebetswoche
für die Einheit der Christen hat im Moment in der Ukraine eine besondere Bedeutung.
Im flächenmäßig größten Land Europas leben vor allem Orthodoxe. Es gibt aber gleich
drei orthodoxe Kirchen in der Ukraine und eine mit Rom verbunde orientalische Kirche.
Es handelt sich um die griechisch-katholische Kirche. Der ukrainische Präsident
Viktor Juschtschenko hat nun die Idee einer vereinigten orthodoxen Kirche in seinem
Land unterbreitet. Das Moskauer Patriarchat hat die "Initiative" des ukrainischen
Präsidenten zur "Vereinigung" der Zweige der Orthodoxie in der Ukraine scharf kritisiert.
Der Ukrainer und Referent für Ostkirchen bei Kirche in Not, Marko Tomashek, kennt
die Argumente Juschtschenkos und diejenigen des Moskauer Patriarchats.
"In
den vergangenen Jahrhunderten hat Moskau immer wieder die ukrainische Identität definiert.
Es wurde den Ukrainern und der Welt gesagt, wer die Ukrainer sind, nämlich dass es
sie gar nicht gibt. Mit dem neuen Staat gibt es nun Ukrainer, die sich ihre Identität
nicht mehr von Moskau aus definieren lassen wollen. Sie möchten die Ukraine selber
definieren. Das ist aber ein Dorn im Auge für Moskau. Es gibt also eindeutig einen
politischen Hintergrund, denn wenn sich die Ukraine von sich aus definieren kann,
dann sind sie nicht mehr von Moskau politisch abhängig. Kirchlich betrachtet, müsste
man aber sagen, dass Juschtschenko als Politiker nicht politische Methoden für ein
kirchenpolitischen Problem anwenden darf. Das stärkste Argument, warum er aber besorgt
ist und das machen möchte, ist, dass diese Uneinigkeit im kirchlichen Bereich auch
in der Gesellschaft Folgen hat."