2007-01-22 15:29:52

Italien: Martini, Gegen endlose Therapien


Der Fall Welby hat – nicht nur in Italien – hohe Wellen geschlagen. Pergiorgio Welby litt unheilbar an Muskelschwund, zuletzt konnte er nur noch die Augen bewegen und wurde künstlich ernährt und beatmet. War es Euthanasie? Oder trat – nach Abstellen der Beatmungsmaschine – einfach nur der biologisch unvermeidliche Tod ein? Ethische Grenzfragen, zu denen sich jetzt Kardinal Carlo Maria Martini zu Wort gemeldet hat.

Man müsse unterscheiden zwischen einem „Nein“ zur aktiven Euthanasie und einem „Ja“ zum Abbruch sinnloser Therapien, so der ehemalige Mailänder Erzbischof. „Accanimento terapeutico“: so im Italienischen der Begriff für therapeutische Anstrengungen, die als übertrieben angesehen werden und letztlich nur das Leben verlängerten ohne das Leid zu lindern. Gegen dieses „Accanimento“ wendet sich Martini in einem Beitrag für die italienische Zeitung „Sole 24 ore“ und unterstreicht die Notwendigkeit gesetzlicher Regelungen. Diese seien – so der Kardinal weiter – sicher schwer zu formulieren. Aber es sei nicht unmöglich. Gesetzliche Regelungen seien auch deswegen notwendig, um den Patienten vor Therapien zu schützen, die dieser als übertrieben ansehe. Zum anderen müsse auch der Arzt vor dem Vorwurf bewahrt werden, Beihilfe zum Selbstmord zu leisten. Martini verwies auf die Gesetzlage in Frankreich, die nach Meinung des Kardinals eine ausgewogene Lösung des Problems biete.

(La Repubblica 220107 mc)








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