2007-01-13 14:39:47

Polen: Presse, „Bischöfe zur Durchleuchtung“


RealAudioMP3 Die polnische Bischofskonferenz hat entschieden alle Bischöfe des Landes zu überprüfen, ob sie mit dem kommunistischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben. Die Akten sollen dem Vatikan weitergeleitet werden. Nun soll jeder der 133 Bischöfe die für die Stasi-Akten verantwortliche Behörde bitten, die eigene Vergangenheit zu überprüfen. Außerdem wird es in allen polnischen Diözesen Untersuchungskommissionen der Kirche geben. Aus Warschau berichtet unser Korrespondent Daniel Kaiser.
 
"Biskupi do Lustracji" – „Bischöfe zur Durchleuchtung!“ So titeln heute die polnischen Zeitungen. Die Entscheidung der Bischofskonferenz ist ein Befreiungsschlag. Mit dem Vorstoß reagiert die Kirche darauf, dass es in den Medien fast täglich neue Enthüllungsberichte über vermeintliche Stasi-Spitzel in der Kirche gab. So hatte beispielsweise die Tageszeitung "Dziennik" geschrieben, dass mindestens zwölf Bischöfe dem Geheimdienst zugearbeitet haben.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen nicht veröffentlicht werden.
Die Akten wandern in den Vatikan. Dort werden sie noch einmal analysiert und bewertet. Sollte sich herausstellen, dass Bischöfe tatsächlich mit dem Geheimdienst SB (Sluzba Bezpieczenstwa)zusammengearbeitet haben, dann müsse der Vatikan entscheiden, ob die Betroffenen im Amt bleiben können oder nicht. Nach Ansicht der polnischen Kirche gibt es in Polen kein Gericht, das qualifiziert sei, über einen Bischof zu urteilen.
Die Stasi-Debatte hatte am vergangenen Sonntag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der neue Erzbischof von Warschau, Stanislaw Wielgus, war am Tag seiner offiziellen Einführung wegen der Spitzelvorwürfe zurückgetreten. Der dramatische Zeitpunkt - in letzter Sekunde - sei kein Zufall, meint der frühere polnische Präsident Lech Walesa.
Er hält die ganze Affäre für einen Rachefeldzug der Kommunisten.
Der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" sagte Walesa, die Attacken auf Stansilaw Wielgus und die Kirche sollten nur dazu dienen, die Situation in Polen zu destabilisieren.
(rv 13.1.07 mg)







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