Die katholische Kirche Polens reagiert auf die Geheimdienst-Verstrickungen des Warschauer
Erzbischofs Stanislaw Wielgus mit einer Überprüfung aller Bischöfe. Jeder Bischof
solle das Institut für das Nationale Gedächtnis (IPN), das die Unterlagen der kommunistischen
Geheimdienste verwahrt, um eine Überprüfung bitten, beschloss die Bischofskonferenz
heute einstimmig bei einer Sondersitzung in Warschau. Zudem sollen in allen 44 Diözesen
lokale kirchliche Untersuchungskommissionen eingerichtet werden, sagte der Vorsitzende
der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik. Bisher hatte es nur in sieben Diözesen
entsprechende Einrichtungen gegeben. In einem Interview verteidigte der Vatikanbotschafter
in Polen seine Rolle bei der Ernennung von Wielgus. Dabei habe es keine Verfahrensfehler
gegeben, Wielgus selbst habe seine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst schlicht verheimlicht,
sagte Erzbischof Jozef Kowalczyk. Der Episkopatsvorsitzende Michalik betonte, "die
Kirche fürchtet keine Wahrheit, die Wahrheit verteidigt die Kirche". Er selbst habe
bereits die von der Kirche eingerichtete Historische Kommission darum gebeten, seine
«Akte» im IPN zu überprüfen. Nun müsse die Versöhnungsarbeit intensiviert werden.
Am Sonntag wollten sich die Bischöfe mit einem entsprechenden Hirtenbrief an alle
Katholiken des Landes wenden. (kna 12.01.07 gs)