2007-01-11 13:16:04

Schweiz: "Rückkehr der Religionen?"


In letzter Zeit war viel von der Rückkehr der Religionen die Rede. Doch dass es diese Rückkehr gibt, ist auch umstritten. So widerspricht Gaetano Romano, Soziologie-Professor an der Universität Luzern, in einem Interview im St. Galler Tagblatt dieser These. Die Religionen und der Hunger nach Spiritualität seien überhaupt nie verschwunden. Vielmehr habe sich die mediale Aufmerksamkeit im Zuge der Globalisierung verändert. Heute würden zudem Aspekte, die früher als kulturell angesehen wurden, vermehrt religiös gedeutet - etwa das Thema Ehrenmord, das in der Diskussion um eine Aufnahme der Türkei in die EU zur Sprache kam. Dabei werde oft vergessen, dass Italien seinen Ehrenmord-Paragraphen erst in den 70er-Jahren abgeschafft habe. Ähnliches stellt er für das Kopftuch fest: In Süditalien und auch in ländlichen Gebieten der Schweiz tragen es noch heute viele Frauen, ohne dass es als religiöses Symbol gelte.
Gleichzeitig mit den Diskussionen um den Fundamentalismus beobachtet der Professor in westlichen Gesellschaften einen Rückzug der Religion aufs Transzendente, eine Abkoppelung von der Moral und damit einen Rückzug aus der politischen Verantwortung. Diesen Trend begrüsst er: "Das Problem ist heute nicht die Religion an sich, sondern ihre Verbindung mit anderen gesellschaftlichen Bereichen."
(kipa 11.01.07 sk)










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