2007-01-08 11:30:41

D: Reaktionen auf Wielgus-Rücktritt


Der frühere Innenminister Otto Schily (SPD) kritisiert den Rücktritt von Erzbischof Stanislaw Wielgus in Warschau. Im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" meint Schily, eine weitverbreitete "hyper-moralistische Position" mache es schwierig, Zwangslagen von früher zu beurteilen und Nuancen wahrzunehmen. Wielgus habe offenbar keine Verbrechen begangen und "nichts getan, was seinen Sturz rechtfertigen könnte."
Anders urteilt Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse, ebenfalls SPD. Er spricht von einem notwendigen Schritt. Gleichzeitig warnt er aber vor einer Vorverurteilung und erinnert daran, dass ohne die Kirche in Polen die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc nicht möglich gewesen wäre. Thierse ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Viele internationale Zeitungen äußern Kritik am Papst und nennen seine Rolle im Fall Wielgus ein zweites Regensburg. Die FAZ betont, dass Wielgus gegen ein Memorandum der polnischen Bischöfe vom vergangenen August verstoßen habe. Darin werde gesagt: "Allein das Unterschreiben einer Verpflichtung zur Zusammenarbeit (mit dem kommunistischen Geheimdienst) ... ist eine Sünde." Außerdem fordere das Papier ein freiwilliges Bekenntnis zu dieser Sünde und eine öffentliche Bitte um Vergebung. Mit beidem habe Wielgus zu lange auf sich warten lassen. Die FAZ gibt an, der Danziger Erzbischof Tadeusz Goclowski, "eine der größten Autoritäten der polnischen Kirche", sei "schon am Freitag von seinem Amtsbruder abgerückt".

(corriere/kna/div 08.01.07 sk)







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