Schweiz: Der neue Präsident der Bischofskonferenz im Interview
Seit dem 1. Januar
2007 ist der Basler Bischof Kurt Koch der neue Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.
Die Situation der katholischen Kirche in der Schweiz ist komplex. Die Schweizer Oberhirten
müssen sich an verschiedenen Fronten richten. Auch der Präsident hat für 2007 wichtige
Herausforderungen zu bewerkstelligen. Mario Galgano hat Bischof Kurt Koch gefragt,
um was es sich dabei handelt:
"Wir sind in einer teilweise missionarischen
Situation. Dazu kommt noch die Frage des Priestermangels und der Umstrukturierung
der Diözesen in Pastoraleinheiten. Ich denke auch, dass die Polarisierungen nicht
kleiner werden. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist, dass in der Schweiz auf politischer
Ebene ein Wahljahr ist. Da ist man auch immer wieder gefordert in Erinnerung zu rufen,
dass in der Politik mehr das Gemeinsame als nur das Trennende in den Parteien gesehen
wird."
Sie haben etwas von Polarisierung gesprochen.
Das Bild von der katholischen Kirche in der Schweiz besteht von außen gesehen, aus
ein zwei Gesichtern: Auf der einen Seite ist der "liberale“ Katholizismus, der fast
schon reformatorisch ist und auf der anderen Seite gibt es das extrem Konservative.
Wie sehen Sie den Katholizismus in der Schweiz? Gibt es nur diese zwei Pole oder ist
es doch ein bisschen anders? Bischof Koch: "Das ist eben die
Schwierigkeit, wenn man von Polarisierungen spricht. Dann sieht man nämlich nur die
Extreme und übersieht die Mitte und ich denke, wir Bischöfe treffen bei vielen Pastoralbesuchen
Gemeinden an, die ein ganz gutes katholisches Leben führen und mit Freude ihren Glauben
leben. Die sind natürlich nie lautstark in der Öffentlichkeit und die Gefahr besteht,
dass wir diese Wirklichkeit übersieht und sich nur bei den Extremen aufhält."
Dazu
kommen noch die Probleme in gewissen Pfarreien. Wie wird damit umgegangen in diesem
Jahr? Wird es Lösungen in Röschenz oder anderen Fällen geben? Bischof Koch: "Das
ist natürlich die Zuständigkeit des jeweiligen Diözesanbischofs. Da kann der Präsident
der Bischofskonferenz nichts tun. Das heißt ich muss für mein eigenes Bistum schauen.
Die Probleme sind so verschiedenartig, dass es auch verschiedene Lösungen brauchen
wird."
Wie ist es mit dem Vatikan? Wie sind die Beziehungen zur römischen
Kurie und zum Papst? Bischof Koch: "Ich denke die katholische
Kirche in der Schweiz muss so katholisch sein wie jede andere Kirche. Deshalb ist
es ganz selbstverständlich, dass auch wir den Papst anerkennen. Denn der Papst und
das Papsttum gehören zur katholischen Kirche. Man muss sich nur einmal vorstellen,
was geschehen würde, wenn wir kein Papsttum hätten. Wir würden dann dasselbe Schicksal
erleiden, wie die Orthodoxen Kirchen, die sich in eigentliche Nationalkirchen konstituiert
haben. Ich bin überzeugt, dass auch unsere katholische Kirche schon längst in Nationalkirchen
zerfallen wäre, wenn es den Papst nicht gäbe. Hinzu kommt noch, dass wir mit dem heutigen
Papst einen großen Vorteil haben. Papst Benedikt XVI. kennt die Situation in der Schweiz
gut. Er kennt die Probleme aber auch die Schönheiten dieser Kirche. Ich habe schon
den Eindruck, dass die Stimmung sich zum Positiven auch in der Schweiz wandelt.“
Wäre
es dann wünschenswert, dass der Papst die Schweiz besuchen würde? Bischof Koch: "Das
wäre sicher wünschenswert. Die Frage ist aber, wie man das bewerkstelligen kann. In
der Schweiz ist es unendlich schwierig für gesamtschweizerische Anlässe die entsprechenden
Finanzen zu rekrutieren.“ (rv 07.01.07 mg)