Vatikansprecher Pater
Federico Lombardi warnt vor einem Rachefeldzug gegen die katholische Kirche in Polen.
Der Chef des Pressesaals des Heiligen Stuhls rechtfertigte am Mittag den Rückzug des
Warschauer Erzbischofs. Der Fall Wielgus sei jedoch nicht der einzige und werde es
auch nicht bleiben. Hier Lombardis Erklärung:
"Das Verhalten von Monsignore
Wielgus in Jahren des kommunistischen Regimes in Polen hat sein Ansehen schwer beschädigt,
auch bei den Gläubigen. Deshalb scheint, trotz seiner demütigen und bewegenden Bitte
um Vergebung, der Verzicht auf den Stuhl von Warschau und dessen schnelle Annahme
seitens des Heiligen Vaters die angemessene Lösung zu sein um auf die Desorientierung
zu reagieren, die in der Nation um sich gegriffen hat.
Es ist ein Moment des
großen Leids für eine Kirche, der wir alle sehr viel schulden und die wir lieben.
Eine Kirche, die uns so große Hirten wie Kardinal Wyszynski und vor allem Papst Johannes
Paul II. geschenkt hat. Die Weltkirche muss sich geistig mit der Kirche in Polen fest
verbunden fühlen und sie mit Gebet begleiten und fördern, damit sie bald zur Sachlichkeit
zurückfinden kann.
Gleichzeitig ist es gut, zu festzustellen, dass der Fall
von Monsignore Wielgus nicht der erste ist und wahrscheinlich nicht der letzte sein
wird, in dem Persönlichkeiten der Kirche auf Grundlage der Geheimdienstunterlagen
des früheren Regimes angeklagt werden. Es handelt sich um endloses Material, und man
darf bei der Auswertung und daraus zu ziehenden glaubwürdigen Schlussfolgerungen nicht
vergessen, dass es von Funktionären eines diktatorischen und erpresserischen Regimes
angefertigt wurde.
Viele Jahre nach dem Ende des kommunistischen Regimes fehlt
die große und unangreifbare Persönlichkeit von Papst Johannes Paul II. Die aktuelle
Woge der Angriffe auf die Kirche in Polen hat viele Anzeichen einer sonderbaren Allianz
zwischen früheren Verfolgern und anderen Gegnern; Anzeichen von Rache seitens derer,
die die Kirche in der Vergangenheit verfolgt hatten und die vom Glauben und dem Freiheitswillen
des polnischen Volkes besiegt wurden.
'Die Wahrheit wird euch frei machen',
sagt Christus. Die Kirche hat keine Angst vor der Wahrheit und ihre Mitglieder müssen,
um ihrem Herrn treu zu sein, die eigene Schuld anerkennen. Wir wünschen der Kirche
in Polen, dass sie mit Mut und Nüchternheit diese schwierige Zeit zu bewältigen weiß,
damit sie weiterhin der europäischen wie der universalen Kirche ihren kostbaren und
außerordentlichen Beitrag des Glaubens und der Verkündigung des Evangeliums leisten
kann."