Kommuniqué der Kirchlichen Historischen Kommission
Auf Bitten von Erzbischof
Stanisław Wielgus hat sich die Kirchliche Historische Kommission unter ihrem Vorsitzenden,
Herrn Professor Wojciech Łączkowski, am 2. Januar 2007 mit dem Material des Instituts
für Nationales Gedenken* befasst, das die Person des Erzbischofs betrifft.
Diese Dokumentation befindet sich in der Akte mit der Bezeichnung „Blatt der Jackentasche“
(Karta kieszeniowa ‚Jacket’) nr. 7207“ (die Dokumente wurden in der Abteilung VIII
(XI) des Departements I im Innenministerium hergestellt). Die Kommission hat das
ihr vorgelegte Material analysiert und sich dabei an die Richtlinien des Dokuments
„Ziele und Grundsätze der Kirchlichen Historischen Kommission“ vom 12. Dezember 2006
gehalten. In diesem Dokument (Pkt. II.3) hatte die Kommission festgelegt, dass bei
der moralischen Einschätzung einer Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden der
Volksrepublik Polen folgende vier Umstände zu beachten seien: eine schriftliche
oder mündliche Einverständniserklärung für eine bewusste und geheime Zusammenarbeit
(die z.B. vor Vorgesetzten verheimlicht wurde); eine aktive Zusammenarbeit der
Person, die eine o.g. Erklärung abgegeben hatte; eine bewusste Zufügung von Unrecht
gegenüber Laien oder Geistlichen sowie kirchlichen Einrichtungen; die Intention
dieser Aktivitäten.
Die Kommission hat festgestellt, dass es zahlreiche,
bedeutende Dokumente gibt, die eine bewusste und geheime Zusammenarbeit des Priesters
Stanisław Wielgus mit den Sicherheitsorganen der Volksrepublik Polen bestätigen. Aus
den Dokumenten wird auch deutlich, dass diese Zusammenarbeit tatsächlich aufgenommen
wurde. Die Bischofskonferenz hatte eine Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten
verboten. In den Unterlagen des Instituts für Nationales Gedenken sind Einschätzungen
durch Sicherheitsfunktionäre der Volksrepublik Polen erhalten geblieben, aus denen
mittelbar geschlossen werden kann, dass die Tätigkeit von Stanisław Wielgus verschiedenen
Personen aus Kirchenkreisen des lubliner Umfelds hat schaden können. Was die Zusammenarbeit
mit dem Geheimdienst der Volksrepublik Polen anbelangt, so konnte aber aufgrund der
Analyse der Dokumente nicht eindeutig festgestellt werden, dass Stanisław Wielgus
tatsächlich irgend jemandem geschadet hat. Die Kommission schließt nicht aus,
dass künftig noch weiteres Material zu diesem Thema bekannt wird. Falls erforderlich,
würde dieses Material ebenfalls analysiert und beurteilt werden. Die Kommission
hat ihren Bericht Erzbischof Stanisław Wielgus mit der Bitte um Stellungnahme vorgelegt.
In seiner Antwort hat der Erzbischof die meisten Behauptungen des Materials der Sicherheitsorgane
der Volksrepublik Polen, das der Kommission vom Institut zur Verfügung gestellt wurde,
bestritten. Er stellte u.a. fest, dass er niemals jemandem durch Wort oder Tat geschadet
habe.
Prof. Wojciech Łączkowski Vorsitzender der Kirchlichen Historischen
Kommission
Ks. Prof. Jerzy Myszor Stellv. Vorsitzender
Prof. Zbigniew
Cieślak Ks. Dr. habil. Bogdan Stanaszek Ks. Prof. Jacek Urban Mitglieder