2007-01-06 13:09:05

Dokument: Polnische Kommission zum Fall Wielgus


Kommuniqué der Kirchlichen Historischen Kommission

Auf Bitten von Erzbischof Stanisław Wielgus hat sich die Kirchliche Historische Kommission unter ihrem Vorsitzenden, Herrn Professor Wojciech Łączkowski, am 2. Januar 2007 mit dem Material des Instituts für Nationales Gedenken* befasst, das die Person des Erzbischofs betrifft. Diese Dokumentation befindet sich in der Akte mit der Bezeichnung „Blatt der Jackentasche“ (Karta kieszeniowa ‚Jacket’) nr. 7207“ (die Dokumente wurden in der Abteilung VIII (XI) des Departements I im Innenministerium hergestellt).
Die Kommission hat das ihr vorgelegte Material analysiert und sich dabei an die Richtlinien des Dokuments „Ziele und Grundsätze der Kirchlichen Historischen Kommission“ vom 12. Dezember 2006 gehalten. In diesem Dokument (Pkt. II.3) hatte die Kommission festgelegt, dass bei der moralischen Einschätzung einer Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden der Volksrepublik Polen folgende vier Umstände zu beachten seien:
    eine schriftliche oder mündliche Einverständniserklärung für eine bewusste und geheime Zusammenarbeit (die z.B. vor Vorgesetzten verheimlicht wurde);
    eine aktive Zusammenarbeit der Person, die eine o.g. Erklärung abgegeben hatte;
    eine bewusste Zufügung von Unrecht gegenüber Laien oder Geistlichen sowie kirchlichen Einrichtungen;
    die Intention dieser Aktivitäten.

Die Kommission hat festgestellt, dass es zahlreiche, bedeutende Dokumente gibt, die eine bewusste und geheime Zusammenarbeit des Priesters Stanisław Wielgus mit den Sicherheitsorganen der Volksrepublik Polen bestätigen. Aus den Dokumenten wird auch deutlich, dass diese Zusammenarbeit tatsächlich aufgenommen wurde.
Die Bischofskonferenz hatte eine Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten verboten. In den Unterlagen des Instituts für Nationales Gedenken sind Einschätzungen durch Sicherheitsfunktionäre der Volksrepublik Polen erhalten geblieben, aus denen mittelbar geschlossen werden kann, dass die Tätigkeit von Stanisław Wielgus verschiedenen Personen aus Kirchenkreisen des lubliner Umfelds hat schaden können. Was die Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst der Volksrepublik Polen anbelangt, so konnte aber aufgrund der Analyse der Dokumente nicht eindeutig festgestellt werden, dass Stanisław Wielgus tatsächlich irgend jemandem geschadet hat.
Die Kommission schließt nicht aus, dass künftig noch weiteres Material zu diesem Thema bekannt wird. Falls erforderlich, würde dieses Material ebenfalls analysiert und beurteilt werden.
Die Kommission hat ihren Bericht Erzbischof Stanisław Wielgus mit der Bitte um Stellungnahme vorgelegt. In seiner Antwort hat der Erzbischof die meisten Behauptungen des Materials der Sicherheitsorgane der Volksrepublik Polen, das der Kommission vom Institut zur Verfügung gestellt wurde, bestritten. Er stellte u.a. fest, dass er niemals jemandem durch Wort oder Tat geschadet habe.


Prof. Wojciech Łączkowski
Vorsitzender der Kirchlichen Historischen Kommission

Ks. Prof. Jerzy Myszor
Stellv. Vorsitzender

Prof. Zbigniew Cieślak
Ks. Dr. habil. Bogdan Stanaszek
Ks. Prof. Jacek Urban
Mitglieder


Warschau, den 5. Januar 2007








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