2006-12-29 14:57:46

Somalia: Abzug der Milizen provoziert neue Spannungen


Die islamischen Milizen haben nach ihrem Abzug aus der Hauptstadt Mogadischu einen Untergrundkrieg angekündigt. Die Islamischen Gerichtshöfe würden die Regierungstruppen und ihre Hilfstruppen aus Äthiopien aus dem Hinterhalt angreifen und sich niemals ergeben, erklärte heute einer der Anführer, Sheikh Mohamed Ibrahim Bilal.
Die somalische Übergangsregierung will über Mogadischu den Ausnahmezustand verhängen, bis "Recht und Ordnung" wieder gewährleistet seien. Nach eigenen Angaben kontrolliert die international anerkannte Übergangsregierung jetzt 95 Prozent des rohstoffreichen Landes am Horn von Afrika. Die Zeichen stünden aber deswegen noch lange nicht auf Frieden, erklärte gegenüber Radio Vatikan der Comboni-Missionar Carmine Curci.


"Das ruft vor allem eine enorme Spannung im Innern der Region hervor. Denn die Islamischen Gerichtshöfe aus Mogadischu zu vertreiben oder abziehen zu lassen, bedeutet in keinster Weise die Kontrolle der Nation, die Kontrolle des Landes. Das wird immer mehr Spannung hervorrufen, Krieg und Bürgerkrieg in diesem großen Land Somalia. Was auf nationaler wie internationaler Ebene fehlt ist der Wille zum Dialog, der Wille einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf dem man eine stabile Situation aufbauen kann. Es ist offensichtlich: Die Übergangsregierung hat weder die politische Kraft noch die Fähigkeit, das Land zu führen."


Statt Erleichterung also noch mehr Grund zur Sorge für die Menschen in Somalia, so Curci. Die Zivilbevöllkerung sei inzwischen Kriegsmüde. Seit 15 Jahren herrschen Chaos und Anarchie. Nach dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 brach ein Bürgerkrieg zwischen rivalisierenden Clans aus. Seither gibt es keine funktionierende Zentralregierung mehr.


"Von einer Seite ist die Bevölkerung immer unter Druck gesetzt worden, von diesen „Herren des Krieges“, dann von den Islamischen Gerichtshöfen. Diese Situation zerstört inzwischen ganze Generationen. Die jungen Menschen leben nur noch mit Kalaschnikow und Drogen. Was für eine Nation kann da aufgebaut werden? Die internationale Gemeinschaft hat diesbezüglich eine große Verantwortung."

Die Vereinten Nationen fliegen inzwischen wieder Hilfslieferungen für die Bürgerkriegsflüchtlinge nach Somalia. "Die Übergangsregierung hat die Wiederaufnahme aller UN-Hilfsflüge nach Somalia mit sofortiger Wirkung erlaubt", teilte das UNO-Nothilfebüro gestern in New York mit. Erste Flugzeuge seien bereits unterwegs. Wegen der jüngsten Kämpfe waren die Hilfsflüge nach Somalia aus Sicherheitsgründen ausgesetzt. Bereits bevor die Kämpfe in der vergangenen Woche eskalierten, waren mehr als eine halbe Million der zehn Millionen Somalier auf Nothilfen angewiesen.
(rv/agenturen 29.12.06 bp)







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