2006-12-22 15:00:47

"Frieden ist die wichtigste Aufgabe!"
Papst hält Jahresrückschau


Die Suche nach Frieden bleibt die wichtigste Aufgabe aller, die sich um die Zukunft der Menschen sorgen. Daran erinnerte Benedikt XVI. bei einem Empfang für die Mitarbeiter der römischen Kurie. Die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten und die Gefahr eines Zusammenstoßes der Religionen und Kulturen seien die große Herausforderungen des vergangenen Jahres gewesen, so der Papst in seinem Jahresrückblick, der die vier Auslandsreisen nach Polen, Spanien, Bayern und Türkei nachzeichnete.


Die Reise nach Polen sei für ihn eine Gelegenheit gewesen, seine Dankbarkeit auszudrücken gegenüber Papst Johannes Paul II.. Dieser habe gezeigt, dass das Leben nur in der völligen Hingabe an Gott „groß, weit und fruchtbar“ werde. Überall habe er in Polen Freude am Glauben angetroffen. Benedikt erinnert auch an seinen Besuch in Auschwitz-Birkenau, wo versucht worden sei, das von Gott auserwählte Volk der Juden auszulöschen.


„Es war für mich ein großer Trost, dass am Himmel ein Regenbogen erschienen ist, als ich angesichts des Grauens an jenem Ort von der offensichtlichen Abwesenheit Gottes erschreckt war und wie Hiob zu Gott schrie. Aber die Gewißheit tröstete mich, dass er auch in seinem Schweigen niemals aufhört, da zu sein und mit bei uns zu bleiben. Der Regenbogen war wie eine Antwort: Ja, ich bin da, und die Worte der Verheißung und des Bundes, den ich nach der Sintflut geschlossen habe, sind bis heute gültig.“

Beim Weltfamilientreffen in Valencia habe Benedikt das Zeugnis der Familien beeindruckt. Durch sie werde das Leben weiter gegeben. Aber angesichts der zurückgehenden Kinderzahlen habe er den Eindruck, dass Europa müde sei und sich aufgegeben habe. Der Papst dankte den Eheleuten, die „Ja“ zu den Kindern sagten und die damit zusammenhängenden Mühen auf sich nehmen.


Nichteheliche Gemeinschaften und die sogenannte Homo-Ehe kritisierte der Papst scharf. Der Unterschied zwischen Mann und Frau werde immer mehr relativiert:
 
„Darin liegt eine Verachtung der Körperlichkeit, die dazu führt, dass der Mensch – im Bemühen, sich seines Körpers und seiner „biologischen Sphäre“ zu entledigen – sich selbst zerstört. Wenn behauptet wird, die Kirche solle sich in diese Gelegenheit nicht einmischen, können wir darauf nur antworten: Soll uns etwa der Mensch gleichgültig sein? Ist es nicht vielmehr ihre – unsere – Pflicht, die Stimme zur Verteidigung des Menschen zu erheben, der gerade in der untrennbaren Einheit von Körper und Seele Abbild Gottes ist?“

Der Besuch in Valencia sei daher für Papst Benedikt eine Gelegenheit gewesen, der Frage nachzugehen, was es heißt, Mensch zu sein.

Gott als eigentliches Thema kirchlicher Verkündigung herauszustellen war, so Benedikt, das Anliegen der Visite in Bayern. Die Gottesvergessenheit in der westlichen Welt sei die eigentliche Ursache aller gegenwärtigen Probleme. Damit hänge auch die Krise des Zölibats zusammen. Er gründe sich nicht nur auf Zweckmäßigkeiten wie einer größeren Verfügbarkeit, sondern auf einer engen Bindung des Geistlichen an Gott.

Benedikt ging auch noch einmal auf seiner Regensburger Vorlesung ein. Er habe zeigen wollen, dass die Vernunft des Logos, also des Bezugs zum Glauben, bedürfe. Der Glaube müsse aber auch mit dem modernen Denken in einen Dialog treten.
Der Dialog der Religionen sei in Regensburg eigentlich nur am Rand Thema gewesen. Zwei Anliegen seien dem Papst hier wichtig gewesen: „Die säkularisierte Vernunft ist erstens nicht in der Lage, mit den Religionen wahrhaft in einen Dialog zu treten. Wenn sie sich der Gottesfrage verschließt, wird dies zu einem Zusammenstoß der Kulturen führen. Zweitens müssen die Religionen sich begegnen un der gemeinsamen Aufgabe, der Wahrheit und damit dem Menschen zu dienen. Wir Christen fühlen uns mit allen solidarisch, die gerade aufgrund ihrer religiösen Überzeugung als Muslime sich einsetzen gegen die Gewalt und für die Synergie zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Religion und Freiheit.“

 
Einerseits müsse man sich gegen die Diktatur einer positivistischen Vernunft stellen, die Gott aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben ausschließt und damit den Menschen seiner maßgebenden Kriterien beraubt. Andererseits müssten die wahren Errungenschaften der Aufklärung aufgegriffen werden, wie die Glaubensfreiheit und die Menschenrechte. Sie seien wesentliche Elemente für die wesensgemäße Verwirklichung der Religion.


In ökumenischer Perspektive betonte der Papst die Bedeutung seiner Begegnung mit Patriarch Bartholomaios; ihm fühle er sich eng verbunden.
Am Ende seines weihnachtlichen Jahresrückblicks: ein eindringlicher Friedensappell:“Wir müssen lernen, dass Frieden nur bestehen kann, wenn der Hass und der Egoismus von innen her überwunden werden. Der Mensch muss von seinem Innern her erneuert werden, er muss neu und anders werden. Daher wird der Frieden in dieser Welt immer schwach und zerbrechlich bleiben. Wir leiden daran. Daher sind wir um so mehr noch dazu aufgerufen, uns innerlich vom Frieden Gottes durchdringen zu lassen, und seine Kraft in die Welt zu tragen.
(rv 221206 mc)
 







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