2006-12-20 13:44:18

Italien: Kardinal unterstreicht Nein zur Euthanasie


Ein italienisches Gericht hat gestern bestätigt, dass Sterbehilfe nicht erlaubt ist. Konkreter Anlass für das Urteil ist das Schicksal Piergiorgio Welbys, der seit Jahrzehnten an Muskelschwund leidet und Sterbehilfe verlangt. Das Land ist über die Frage gespalten, der Gesundheitsminister des Vatikans, Kardinal Javier Lozano Barragan sagte im italienischen Fernsehen, Euthanasie würde einem Mord gleichkommen.

Piergiorgio Welby ist schwer krank und Italien schaut zu. Beinahe täglich übertragen italienische TV-Sender Bilder des an Muskeldystrophie erkrankten 60-Jährigen. Welbys Körper ist schlaff. Der kranke Mann hat Schwierigkeiten, Teile seines Gesichts zu bewegen, er erscheint emotionslos. Welbys „Krieg gegen den Tod“, so der „Corriere della Sera“ begann im vergangenen September: Seitdem kann er nur mit Hilfe eines Computers mit der Außenwelt kommunizieren.
Im katholisch geprägten Italien ist sowohl passive als auch aktive Sterbehilfe verboten. Ärzten, die dennoch aktiv Sterbehilfe leisten, droht eine Haftstrafe von 15 Jahren. Der Kampf des Kranken, der sterben will, hat die Mitte-Links-Koalition um Premierminister Romano Prodi gespalten und die Euthanasie-Diskussion im Land neu entfacht.
Auch die katholische Kirche wird zu diesem Thema gefragt: Der vatikanische Gesundheitsminister, Kardinal Javier Lozano Barragan, betonte gestern in der TV-Sendung „Porta a Porta“, er begrüße jede schmerzlindernde Pflegemaßnahme, therapeutische „Übertreibungen“ seien aber abzulehnen. Nicht alle medizinisch-technische Maßnahmen zur Lebensverlängerung sind sinnvoll, meint Barragan. Es gebe weltweit zahlreiche Fälle wie denjenigen von Welby, nur würden sie meist nicht öffentlich. Am Schluss seines Lebens habe Papst Johannes Paul II. gezeigt, dass man in Würde sterben kann, so Barragan. Denn menschliches Leben bleibe immer menschliches Leben, es dürfe daher jederzeit den Respekt seiner Würde beanspruchen. Alle wollten das Beste für Piergiorgio Welby. Die Frage sei aber, was denn das Beste für ihn wirklich ist.
(rv 20.12.06 mg)








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