2006-12-12 14:18:02

Chile: Zehntausende trauern um Pinochet


Nach dem Tod von Augusto Pinochet hat die katholische Kirche des Landes zu Ruhe und Vernunft aufgerufen. Am Sonntag war es nach Bekannt werden des Ablebens des chilenischen Diktators zu Zusammenstößen zwischen Sympatisanten und Gegnern gekommen. Die Polizei nahm Dutzende von Demonstranten fest. Die Kirche bemühte sich, die aufgewühlten Emotionen zu glätten. Jetzt sei der Moment für einen neuen Aufbruch, für Optimismus und Hoffnung auf eines bessere Zukunft gekommen. Wichtig sei jetzt die nationale Einheit, mahnte der Bischof von Chillán, Carlos Pellegrin Barrera. Im Namen aller Bischöfe plädierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Alejandro Goic für Respekt vor dem Tod, dem kein Mensch ausweichen könne. Gleichzeitig appellierte er an alle Chilenen im Interesse der Nation den Frieden zu wahren:
"Wir müssen jede Gewalt verhindern, jede Provokation, die die nationale Einheit teilen könnte.“
Unverhehlte Freude gab es bei der kommunistischen Partei. Ihr Chef, Guillermo Tellier, glaubte sich als Sprecher des Volkes:
"Hier ist die erste Reaktion des Volkes eine große spontane Freude. Wir freuen uns nicht über den Tod eines Menschen, sondern weil es das Ende eines Diktators ist, der mit dem Schicksal von vielen Millionen von Menschen spielte und der schreckliche Verbrechen an der Menschheit verübt hat. “
Onofre Jarpa, der Innenminister unter Pinochet gewesen war verwies dagegen auf die Errungenschaften Chiles unter der Herrschaft des repressiven Regimes:
"Ich denke, dass damals die wirtschaftlichen Reformen eingeleitet wurden, die Chile Fortschritt brachten . Das war ungefähr 1975. Für mich persönlich ist es ein Tag der Trauer. Ich glaube , dass ein sehr umstrittener Mann gestorben ist, von den einen gehasst, von den anderen geliebt , aber er war ein Mann, der das Gesicht des Landes verändert hat."
Die sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet hatte gegen ein Staatsbegräbnis für den toten Diktator entschieden. Sie hielt sich mit einer ersten Reaktion aber zurück. Bei einer Rede vor Pädagogen gab sie nur andeutungsweise zu verstehen, dass sie sich der schmerzhaften Vergangenheit bewusst sei und sich für ein geeintes Chile einsetzen wolle:
"Chile kennt eine schmerzhafte und dramatische Vergangenheit. Ich erinnere mich gut. Aber ich glaube an die Wahrheit und ich trachte nach Gerechtigkeit. Gleichzeitig bin ich zutiefst davon überzeugt, dass die Unterschiede überkommen werden können. Ich glaube, dass aus der Geschichte, auch aus der persönlichen Erfahrung, gelernt werden kann, damit wir uns besser den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft stellen können.“


Mindestens 60 000 Menschen haben bis kurz vor der Beisetzung Abschied vom am Sonntag gestorbenen früheren chilenischen Diktator Augusto Pinochet genommen. Die Menschen warteten bis zu sieben Stunden, um an dem in der Offiziersschule aufgebahrten Toten vorüberziehen zu können, berichtete die Zeitung "El Mercurio". Für den Vormittag war der Trauergottesdienst für Pinochet angesetzt.
(rv 12.12.06 bp)







All the contents on this site are copyrighted ©.