Nach dem Tod von Augusto Pinochet hat die katholische Kirche des Landes zu Ruhe und
Vernunft aufgerufen. Am Sonntag war es nach Bekannt werden des Ablebens des chilenischen
Diktators zu Zusammenstößen zwischen Sympatisanten und Gegnern gekommen. Die Polizei
nahm Dutzende von Demonstranten fest. Die Kirche bemühte sich, die aufgewühlten Emotionen
zu glätten. Jetzt sei der Moment für einen neuen Aufbruch, für Optimismus und Hoffnung
auf eines bessere Zukunft gekommen. Wichtig sei jetzt die nationale Einheit, mahnte
der Bischof von Chillán, Carlos Pellegrin Barrera. Im Namen aller Bischöfe plädierte
der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Alejandro Goic für Respekt vor dem Tod, dem
kein Mensch ausweichen könne. Gleichzeitig appellierte er an alle Chilenen im Interesse
der Nation den Frieden zu wahren: "Wir müssen jede Gewalt verhindern, jede
Provokation, die die nationale Einheit teilen könnte.“ Unverhehlte Freude
gab es bei der kommunistischen Partei. Ihr Chef, Guillermo Tellier, glaubte sich als
Sprecher des Volkes: "Hier ist die erste Reaktion des Volkes eine große spontane
Freude. Wir freuen uns nicht über den Tod eines Menschen, sondern weil es das Ende
eines Diktators ist, der mit dem Schicksal von vielen Millionen von Menschen spielte
und der schreckliche Verbrechen an der Menschheit verübt hat. “ Onofre Jarpa,
der Innenminister unter Pinochet gewesen war verwies dagegen auf die Errungenschaften
Chiles unter der Herrschaft des repressiven Regimes: "Ich denke, dass damals
die wirtschaftlichen Reformen eingeleitet wurden, die Chile Fortschritt brachten .
Das war ungefähr 1975. Für mich persönlich ist es ein Tag der Trauer. Ich glaube ,
dass ein sehr umstrittener Mann gestorben ist, von den einen gehasst, von den anderen
geliebt , aber er war ein Mann, der das Gesicht des Landes verändert hat." Die
sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet hatte gegen ein Staatsbegräbnis für den
toten Diktator entschieden. Sie hielt sich mit einer ersten Reaktion aber zurück.
Bei einer Rede vor Pädagogen gab sie nur andeutungsweise zu verstehen, dass sie sich
der schmerzhaften Vergangenheit bewusst sei und sich für ein geeintes Chile einsetzen
wolle: "Chile kennt eine schmerzhafte und dramatische Vergangenheit. Ich erinnere
mich gut. Aber ich glaube an die Wahrheit und ich trachte nach Gerechtigkeit. Gleichzeitig
bin ich zutiefst davon überzeugt, dass die Unterschiede überkommen werden können.
Ich glaube, dass aus der Geschichte, auch aus der persönlichen Erfahrung, gelernt
werden kann, damit wir uns besser den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft
stellen können.“
Mindestens 60 000 Menschen haben bis kurz vor der
Beisetzung Abschied vom am Sonntag gestorbenen früheren chilenischen Diktator Augusto
Pinochet genommen. Die Menschen warteten bis zu sieben Stunden, um an dem in der Offiziersschule
aufgebahrten Toten vorüberziehen zu können, berichtete die Zeitung "El Mercurio".
Für den Vormittag war der Trauergottesdienst für Pinochet angesetzt. (rv 12.12.06
bp)