Libanon: Kirche fordert Ende der Straßenopposition
Angesichts der anhaltenden
Massenproteste gegen die libanesische Regierung hat Ministerpräsident Fuad Siniora
seine Kritiker zum politischen Dialog aufgerufen. Die Demonstranten sollten ihre Proteste
beenden und die verfassungsmäßigen Institutionen nutzen, um dort die Streitfragen
zu diskutieren, heißt es in einer Erklärung Sinioras. Am Sonntag hatten erneut mehrere
hunderttausend Anhänger der schiitischen Hisbollah den Amtssitz des libanesischen
Regierungschefs in Beirut belagert. Seit Anfang Dezember fordern die pro-syrischen
Demonstranten den Rücktritt Sinioras. Dessen Kabinett besteht nach dem Rücktritt von
sechs schiitischen Ministern nur noch aus Syrien-kritischen Ressortchefs. Was dabei
der zunehmende Machtkampf zwischen Schiiten und Sunniten im Libanon verursachen kann,
hat uns der maronitische Bischof von Byblos, Bechara Rai, erklärt:
"Wir
fürchten einen Krieg zwischen Sunniten und Schiiten als Folge des Irak-Kriegs. Wenn
die Demonstrationen anhalten, steigt das Risiko einer solchen Konfrontation. Man sagt
hier offen, dass Hisbollah in ihren Entscheidungen an Syrien und den Iran gebunden
sei. Die Betroffenen bestreiten das aber. Doch es reicht nicht, solche Vorwürfe mit
Worten zurückzuweisen, man muss Tatsachen folgen lassen. Ein Fakt wäre es, nicht
mehr Opposition auf der Straße zu machen und damit das öffentliche Leben zu stören.
Die Hisbollah muss Oppositionspolitik in den Verfassungsinstitutionen machen, in denen
sie vertreten sind, und nicht das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Leben des Landes blockieren."