Papst Benedikt XVI.
ist tief besorgt über die Lage im Libanon. Das sagte er heute Mittag beim Angelusgebet
auf dem Petersplatz. Die Bewohner sollten gemeinsam eine Nation des Dialogs und des
friedlichen Zusammenlebens aufbauen, selbst wenn sie verschiedenen Kulturen und Religionen
angehörten, so der Papst. "Ich teile angesichts der jüngsten Ereignisse die eindringlichen
Mahnungen des Patriarchen, Kardinal Nasrallah Boutros Sfeir, und der maronitischen
Bischöfe... Zusammen mit ihnen bitte ich die Libanesen und ihre politischen Führer,
nur an das Wohl des Landes und die Harmonie zwischen seinen verschiedenen Gruppen
zu denken. Die Einheit ist eine Verantwortung für jeden Einzelnen, und sie verlangt
geduldige und hartnäckige Bemühungen, zusammen mit einem vertrauensvollen und ständigen
Dialog. Ich bitte die internationale Gemeinschaft um Hilfe, um friedliche und ausgewogene
Lösungen zu finden, wie sie der Libanon und der ganze Nahe Osten brauchen. In diesem
ernsten Moment bitte ich alle um Gebet." Der Appell des Papstes bezieht sich auf
den anhaltenden Machtkampf im Libanon. Die schiitische Hisbollah und christliche Verbündete
bedrängen weiter die Regierung; in Beirut sind im Moment Tausende Soldaten und Polizisten
im Einsatz, um mögliche Ausschreitungen bei einer weiteren Massenkundgebung der Opposition
zu verhindern. Der Machtkampf zwischen pro- und anti-syrischen Kräften im Libanon
hat sich gestern verschärft, weil sich jetzt auch der pro-syrische Präsident gegen
ein UNO-Tribunal zur Aufklärung des Mordes an Ex-Premier Rafik Hariri wendet. Der
Streit um dieses Tribunal und die jüngste israelische Militäroffensive haben das innere
Gleichgewicht im Libanon ausgerenkt. Beim Angelusgebet in Rom hat Papst Benedikt
heute auch viele Pilger aus seiner Heimat begrüßt: "Mit Freude heiße ich alle deutschsprachigen
Pilger und Besucher willkommen. Am zweiten Adventssonntag stellt uns die Liturgie
den heiligen Johannes den Täufer, den Rufer in der Wüste, vor Augen. Seine Einladung,
dem Herrn den Weg zu bereiten, wollen wir aufs neue annehmen. Befreien wir in dieser
heiligen Zeit unser Herz von allem, was uns von der Begegnung mit Christus abhält.
Durch unser Wort und Zeugnis wollen wir den anderen helfen, den Herrn, der kommt,
zu finden. Ich wünsche euch allen einen gnadenreichen Advent." (rv 10.12.06 sk)
Zum
Reinhören: Der Libanon-Appell des Papstes und seine Worte auf deutsch.