Generalaudienz: Papst zieht positive Bilanz der Türkeireise
Papst Benedikt XVI.
hat heute bei der Generalaudienz noch einmal auf seine Türkei-Reise zurück geblickt.
Die Audienz fand an diesem Mittwoch wegen des großen Andrangs gleichsam in zwei Schüben
statt: Im Petersdom empfing Benedikt Pilgergruppen aus Italien, um sich anschließend
in der Audienzhalle an internationale Besucher zu wenden. Auf deutsch sagte der Papst:
"Voller Dankbarkeit gegenüber Gott blicke ich auf meine Apostolische
Reise in die Türkei zurück. Ich danke den vielen Menschen, die mich und meine Begleiter
so freundlich aufgenommen haben. Schwerpunkte der Türkeireise waren drei Aspekte der
universalen Mission des Nachfolgers Petri: Ich wollte die katholische Gemeinschaft
stärken, auf die anderen Christen zugehen und allen Menschen die Botschaft der Liebe
und des Friedens bringen. Am ersten Tag, beim Treffen mit Politikern und Diplomaten
herrschte Einvernehmen darüber, dass jedem Menschen die Freiheit des Gewissens und
der Religionsausübung zuerkannt werden muss. In Ephesus, beim 'Haus Marias' haben
wir uns wirklich 'zu Hause' gefühlt und für den Frieden in der ganzen Welt gebetet.
Ein echter Höhepunkt waren die Begegnung mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios
I. und der gemeinsame Segen zum Fest des heiligen Andreas. Der Aufenthalt endete mit
einem Gottesdienst in der lateinischen Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul. Vereint
im Gebet ließen die Christen verschiedener Traditionen und Sprachen das Pfingstereignis
lebendig werden. Möge Gott selbst meine Reise fruchtbar machen!“
Gegenüber
den italienischen Pilgern war Papst Benedikts Rückblick auf die so heikle wie geglückte
Mission in der Türkei umfangreicher ausgefallen.
"Es war ein Besuch,
der sich, wie Sie wissen, in mancherlei Hinsicht nicht leicht anließ. Doch Gott hat
uns von Anfang an begleitet. Ihm vertraue ich die Früchte an, die aus dieser Reise
hoffentlich erwachsen, sowohl im Hinblick auf unsere orthodoxen Brüder als auch im
Dialog mit den Moslems.“
In drei konzentrischen Kreisen, so Benedikt,
sei diese Reise angelegt gewesen, analog zum Bild, das das II. Vatikanische Konzil
von der Kirche selbst zeichnete. Im innersten Kreis: Katholiken, im mittleren Christen
anderer Konfessionen und schließlich im äußersten: Nicht-Christen und die ganze Menschheit.
"In Bezug auf den interreligiösen Dialog hat es mir die Göttliche Vorsehung
erlaubt, gegen Ende meiner Reise eine anfangs nicht vorgesehene Geste zu setzen, die
sich dann als sehr bedeutsam erwiesen hat: der Besuch in der berühmten Blauen Moschee
von Istanbul. An diesem Ort des Gebets verharrte ich einige Minuten in Sammlung und
wandte mich an den Einen Gott des Himmels und der Erde, den barmherzigen Vater der
gesamten Menschheit. Mögen alle Gläubigen sich als seine Wesen erkennen und Zeugnis
echter Geschwisterlichkeit ablegen!“
Dem „innersten Kreis“ galt Benedikts
Besuch in Ephesus und der Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul
vor seiner Abreise.
"Der mittlere Kreis, jener der ökumenischen Beziehungen,
hat den zentralen Teil dieser Reise ausgemacht, die zum Fest des Hl. Andreas am 30.
November angesetzt war. Dies hat den idealen Rahmen geboten, um die brüderlichen Beziehungen
zwischen dem Bischof von Rom und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel zu
erneuern. Zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen habe ich eine Gemeinsame Erklärung
unterzeichnet, die ein weiterer Schritt auf dem Weg zur vollen Einheit zwischen Katholiken
und Orthodoxen ist.“
Anders als der Heilige Stuhl es beabsichtigte,
hatten viele Medien vor allem über den interreligiösen und politischen Aspekt dieser
apostolischen Reise berichtet. Ein Aspekt, der im persönlichen Resümee Papst Benedikts
nicht fehlte.
"Die Türkei ist ein emblematisches Land in Bezug auf
die großen Herausforderungen, denen wir uns heute auf internationaler Ebene gegenüber
sehen. Einerseits müssen wir die Realität Gottes und die Bedeutung des Glaubens wieder
entdecken, andererseits sicher stellen, dass der Ausdruck des Glaubens frei ist, frei
auch von fundamentalistischen Degenerationen, und außerdem dazu imstande, jede Form
von Gewalt zu verwerfen.“
Mit herzlichen Worten bedankte sich Benedikt
abermals bei den türkischen Autoritäten und bei den Menschen.
"Ich bin
in den Vatikan zurückgekehrt mit der Seele voller Dankbarkeit für Gott und mit Empfindungen
aufrichtiger Zuneigung und Wertschätzung für die Bevölkerung der geliebten türkischen
Nation, von der ich mich gut aufgenommen und verstanden fühlte. Die Sympathie und
die Herzlichkeit, die mich trotz der unvermeidlichen Schwierigkeiten umgaben, die
mein Besuch für das Alltagsleben der Menschen bedeutete, bleiben mir lebhaft in Erinnerung
und bringen mich zum Gebet. Möge der allmächtige und barmherzige Gott dem türkischen
Volk, seinen Regierenden und den Vertretern der verschiedenen Religionen helfen, miteinander
eine friedliche Zukunft zu bauen, damit die Türkei eine Brücke der Freundschaft und
der Zusammenarbeit zwischen Westen und Osten sei.“ (rv 06.12.06 gs)