2006-12-05 13:52:34

D: "Kirchen nicht schuld an Hexenverfolgung"


Die gängigen Klischees über die historische Verantwortung der Kirche für Gewalt müssen nach Überzeugung des Münsteraner katholischen Kirchenhistorikers Arnold Angenendt zum Teil revidiert werden. Das gelte zum Beispiel für Berichte über Exzesse der Kreuzfahrerzeit und die Hexenverfolgungen. Es gehe darum, neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis zu nehmen, sagte Angenendt heute der Katholischen Nachrichten-Agentur in Münster. Andererseits gebe es unzweifelhafte Verfehlungen wie etwa die Kreuzzüge. Deshalb müsse die Kirche sensibel vorgehen, wenn es um die Suche nach historischer Wahrheit gehe.
Nach Einschätzung des Theologen ist die Kirche fälschlicherweise zum Sündenbock für viele Gewaltexzesse gemacht worden. Weil sich die europäische Gesellschaft in den vergangenen Jahrhunderten zunehmend vom Christentum emanzipieren wollte, sei ihm "alles aufgeladen" worden.
Mit Blick auf verbreitete Darstellungen der Kreuzfahrerzeit äußert der Theologe Zweifel an der Korrektheit der darin geschilderten Blutströme. Zeithistorisch sei die Einnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer sicher kein Exzess gewesen. Es habe sich vielmehr um normales, im Nachhinein religiös überhöhtes Kampfgeschehen gehandelt.
Kirchliche Entschuldigungen aus jüngerer Zeit für Gewalt im Namen der Kirche nennt Angenendt berechtigt. So hätten die Päpste den Kreuzzügen nicht nur zugestimmt, sie "waren dabei sogar Wortführer".
(kna 05.12.06 sk)







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