Es ist gut gegangen:
Das Treffen mit dem Präsidenten der türkischen Religionsbehörde, einer der kritischsten
Termine der Reise. Ali Bardakoglu bedauerte eine Islamophie, die sich in jüngster
Zeit breit mache. Indirekt wiederholte er seine Kritik an der Vorlesung Benedikts
XVI. in Regensburg: Die Behauptung, der Islam befürworte Gewalt, halte wissenschaftlichen
Untersuchungen nicht Stand und sei ungerechtfertigt. Doch Vatikansprecher Federico
Lombardi bezeichnete die Rede Bardakoglus als "positiv und respektvoll und an keiner
Stelle polemisch". Das Klima der Begegnung zwischen dem Leiter der Religionsbehörde
und dem Papst sei "gut und sehr gelassen" gewesen. Bardakoglus Begrüßungsworte:
"Herzlich Willkommen in unserem Land, das Jahrtausende lang Völker verschiedener
Zivilisationen und Kulturen aufgenommen hat, die, auch wenn sie hier verschiedenen
Kulten und Traditionen gefolgt sind, in Frieden und Eintracht nebeneinander gelebt
haben. Wir halten daran fest: Es ist die Verantwortung der Menschheit, Menschen, die
aufgrund von Kult und Kultur verschieden sind, in absoluter Freiheit und in gegenseitigem
Respekt leben zu lassen." Auch Bardakoglu bezeichnete Kleinasien als die Wiege
der drei monotheistischen Religionen. Der Glaube an den einen Gott sei „Quelle von
Frieden und Heiterkeit“. Der Islam akzeptiere die Wahrheiten der anderen Religionen.
In der säkularen Welt von heute hätten sie eine gemeinsame Aufgabe: "Die Vertreter
der verschiedenen Religionen müssten sich zu einem friedvollen Dialog zusammentun
und die Probleme der Menschheit lösen, gemeinsam nach einer Übereinstimmung suchen,
ohne notwendigerweise die anderen Lehren anzuerkennen oder über sie zu urteilen. Diese
Zusammenarbeit dürfte von niemandem dazu mißbraucht werden, Befürworter des Glaubens
zu finden oder die eigenen Vertreter zu begünstigen. Wenn sich die Religionsführer
verschiedener Kulte und Riten sich treffen, müssten sie Themen und Methoden für den
theologischen Diskurs finden, ohne dabei die Überlegenheit des eigenen Glaubens zu
demonstrieren." Und – die vergangenen Wochen legen ihn nahe – mit Blick auf
die Regensburger Rede des Papstes betonte der Präsident der türkischen Religionsbehörde: "Die
Grundlagen des Islam basieren in Theorie und Praxis auf dem Verstand. Im Islam sind
der Glaube an Gott und die Beziehung des Einzelnen zu Gott die Basis für Vernunft
und Bekenntnisfreiheit. Deshalb wollen wir eine Verbindung, die auf den gegenseitigen
Respekt und auf Toleranz aufbaut." (rv 29.11.06 bp)