2006-11-29 19:17:22

Papst trifft Ökumenischen Patriarchen


RealAudioMP3 Die Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ist der Höhepunkt der Türkeireise von Papst Benedikt XVI. Der Patriarch ist das geistliche Oberhaupt von mehr als 350 Millionen orthodoxer Christen weltweit. Der Titel "Ökumenischer Patriarch" geht auf die Antike zurück; er signalisiert die weltweite Verantwortung des Erzbischofs des "Neuen Rom", auch wenn die heutigen türkischen Machthaber sich mit dieser Funktion des Patriarchen nicht anfreunden können und Bartholomaios und sein Stab sich nicht nur während der jetzigen Papstreise starken Anfeindungen ausgesetzt sahen.
Gegen 18.30 Mitteleuropäischer Zeit betrat Benedikt XVI. die Patriarchalkirche St. Georg. Sie ist Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, im byzantinischen Stil, aber ohne Kuppel, um keinerlei Anklänge an Moscheen aufkommen zu lassen.
Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bekräftigte vor dem der griechisch-orthodoxen Kirche die gegenseitige Liebe, die beide Kirchen verbinde. "Auf dem Grund dieser gegenseitigen Liebe haben sich die neuen Beziehungen zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel entwickelt", so Benedikt, und erinnerte an die Aufhebung des Anathema von 1054 und die Versöhnungsgesten von Paul VI. und Johannes Paul II. Die sieben Ökumenischen Konzile, die in diesem Teil der östlichen Welt statt gefunden hätten, seien bleibende Meilensteine auf dem Weg zur vollen Einheit. Das Treffen jetzt möge helfen, "die Reise fortzusetzen, die uns zur vollen Versöhnung und dem Frieden der Kirchen führt".
(rv 29.11.06 bp)

Hier die Ansprache des Paptes in unserer Arbeitsübersetzung aus dem Englischen:

Seine Heiligkeit,

ich bin zutiefst dankbar für diesen brüderlichen Empfang, den Sie und der Heilige Synod mir bereitet haben. Ich werde die Erinnerung daran für immer bewahren. Ich danke dem Herrn für die Gnade dieser Begegnung, erfüllt von aufrichtigem gutem Willen und kirchlicher Zeichenhaftigkeit.

Es bereitet mir große Freude, unter ihnen zu sein, meine Brüder in Christus, in dieser Kathedrale, weil wir zusammen zum Herrn beten und dazu aufrufen, die bedeutenden Ereignisse zu bedenken, welche die Grundlage für unseren Einsatz für die volle Einheit von Katholiken und Orthodoxen sind. Vor allem will ich an die mutige Entscheidung erinnern, die Anathema von 1054 zurückzunehmen. Die entsprechende Erklärung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras, geschrieben im Geist wiederentdeckter Liebe, wurde feierlich zeitgleich im Petersdom in Rom und in dieser Patriarchalkirche verlesen. Die Kernaussage des Patriarchen basierte auf dem johanneischen Glaubensbekenntnis: „Ho Theós agapé estin“ (1 Jh 4,9), Deus caritas est! In absoluter Übereinstimmung wählte Papst Paul VI. zu Beginn den Ausruf des Paulus: „Ambulate in dilectione“ (Eph 5,2), „Wandelt in seiner Liebe“. Auf dem Grund dieser gegenseitigen Liebe haben sich die neuen Beziehungen zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel entwickelt.
Zeichen dieser Liebe sind in zahlreichen gemeinsamen Erklärungen und vielen bedeutenden Gesten zum Ausdruck gekommen. Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. wurden in dieser Kriche des Hl. Georg herzlich empfangen und haben jeweils mit den Patriarchen Athenagors I. und Dimitrios I. das gegenseitige Verständnis und die Frage der vollen Einheit vorangetrieben. Ihre Namen mögen geehrt und gesegnet sein!
Auch ich habe die Freude, in dieses Land zu kommen, das mit dem christlichen Glauben so eng verbunden ist, wo in der Antike viele Kirchen aufgeblüht waren. Ich denke an den Aufruf des Heiligen Petrus an die frühen christlichen Gemeinden „in Pons, in Galatien, Kappadozien, in der Provinz Asien und in Bithynien“ (1 Pet 1,1), und die reiche Ernte der Märtyrer, Theologen, Priester, Ordensleuten und Heiliger Männer und Frauen, die diese Kirchen über Jahrhunderte hinweg hervorgebracht hat.
Ich erinnere auch an die herausragenden Heiligen und Hirten, die über den Sitz von Konstantinopel gewacht haben, unter ihnen der Heilige Gregor von Nazianz und der Heilige Johannes Chrysostomos, die auch der Westen als Kirchenlehrer verehrt. Ihre Reliquien werden im Petersdom aufbewahrt, ein Teil von ihnen ist Seiner Heiligkeit von Papst Johannes Paul II. als Zeichen der Gemeinschaft übergeben worden, damit sie in dieser Kathedrale verehrt würden. Sie sind wahrhaftig Fürsprecher für uns bei Gott.
In diesem Teil der östlichen Welt haben wir sieben Ökumenische Konzilien abgehalten, die Orthodoxe und Katholiken für den Glauben und die Lehre der Kirche als verbindlich betrachten. Sie sind bleibende Meilensteine und Richtlinien auf dem Weg zur vollen Einheit.
Zum Ende meiner Ansprache will ich einmal mehr meine Freude zum Ausdruck bringen, dass ich hier sein darf. Dieses Treffen möge unsere Zuneigung stärken und unseren gemeinsamen Einsatz erneuern, die Reise fortzusetzen, die uns zur vollen Versöhnung und dem Frieden der Kirchen führt.
Ich grüße Euch in der Liebe Christi. Möge der Herr immer mit Euch sein. (bp)








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