2006-11-27 13:39:39

Türkei: Deutscher Pfarrer, "ökumenische Geste zählt"


RealAudioMP3 Vor der Reise des Papstes in die Türkei wird in den Medien immer wiederholt, dass Benedikt XVI. am Bosporus mit heftigem Gegenwind zu rechnen hat. Aber warum ist das eigentlich so?
Es liegt gar nicht nur an der Regensburger Rede des Papstes und den Missverständnissen in ihrem Gefolge - es liegt, in gewisser Weise, auch an der innenpolitischen Gemengelage der Türkei. Das betont der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde St. Paul im Istanbuler Stadtteil Nisantasi; es ist der aus Berlin stammende Peter Wehr. "Die Türkei hat eigentlich zwei Prägungen; auf der einen Seite ist das eine stark nationale, auf der anderen aber hat sie, obwohl ein laizistischer Staat, einen deutlichen muslimischen Background. Möglicherweise kommen hier also zwei Komponenten zusammen und sorgen dafür, dass der Papst in der Öffentlichkeit hier in der Tat nicht so ganz willkommen ist; wir sehen ja auch hier in der Stadt die Plakate, die sich gegen den Papstbesuch richten, und ich habe auch Umfragewerte gesehen, dass die überwältigende Mehrheit der Türken den Papst hier nicht willkommen heißt. Nichtsdestotrotz - er ist vom Staatspräsidenten eingeladen, und für uns ist aus innerkirchlicher Perspektive die ökumenische Geste ganz wichtig und entscheidend."
Pfarrer Wehr muss in der Türkei alle paar Jahre seine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis verlängern; zugelassen ist er nur als Seelsorger der ca. 5000 Deutschsprachigen, die in Istanbul leben. Kirchliches Material, z.B. eine Bibel in türkischer Sprache, dürfte er keinem Türken in die Hände drücken.
"Die Türkei versteht sich als laizistischer Staat, und das bedeutet, dass Religionsgemeinschaften natürlich nicht in dieser Weise an die Öffentlichkeit gehen dürfen. Man spricht von einem so genannten Missionsverbot. Die römisch-katholischen Christen hier im Land sind fast alles Ausländer: Deutsche, Italiener, Spanier, also Angehörige der typischen katholischen Nationen. Es ist also eine Ausländerkirche, und damit ist erst einmal schon eine kulturelle Grenze gegeben. Das muss man einfach sehen. Aber natürlich weiß ich, dass beispielsweise in Saint-Antoine, also der größten Kirche Istanbuls, die sehr zentral gelegen ist, ein Türke (ethnisch gesehen) keine Schwierigkeit haben dürfte, einen Ansprechpartner zu finden oder Broschüren. In Saint-Antoine kann man auch zu einer türkischsprachigen Messe gehen."
(rv 27.11.06 sk)








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