Benedikt XVI. hat
den Gesundsheitswahn der modernen Gesellschaft kritisiert. In einer Audienz an die
Internationale Konferenz des Päpstlichen Gesundheitsrates rief der Papst zur sozialen
Gerechtigkeit im Gesundheitswesen auf. Die Kirche müsse mit den öffentlichen Einrichtungen
zusammenarbeiten, auch um eine gerechte Verteilung der Forschungs- und Therapiemöglichkeiten
zu erreichen.
"Zu den Vorurteilen, die einer wirksamen Hilfe für Kranke
im Wege stehen oder sie behindern, gehört das gleichgültige oder gar abwehrende und
auschschließende Verhalten ihnen gegenüber, das in der Wohlstandsgesellschaft mitunter
zu Tage tritt. Diese Haltung wird durch die Bilder in Medien von Frauen und Männern,
die sich vor allem um die Schönheit ihres Körpers, ihre Gesundheit und ihre Vitalität
sorgen, noch verstärkt. Das ist eine gefährliche kulturelle Tendenz, die sich selbst
zum Mittelpunkt macht, sich in der eigenen kleinen Welt einschließen will, sich verweigert,
Bedürftigen zu helfen."
Ausdrücklich kritisierte der Papst das soziale
und wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle, das in der Situation der Kranken noch gravierender
sichtbar werde. Die Konferenz tagte seit Dienstag im Vatikan zum Thema "Pastorale
Aspekte der Pflege bei Infektionskrankheiten". Auf die in diesem Zusammenhang viel
diskutierte Haltung der katholischen Kirche zum Einsatz von Kondomen bei HIV-Infizierten
ging der Papst nicht ein.