Europa dürfe über
politischen Alltagsfragen die großen Visionen nicht vergessen. Dafür haben die europäischen
Bischöfe bei der Vollversammlung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen
Gemeinschaft (COMECE) plädiert. Zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge im kommenden
Jahr müsse man an Wurzeln der EU zurück denken. Die Bischöfe debattierten über einen
Beitrag zur Berliner Erklärung, den die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im März 2007
vorlegen will. Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz war der Trierer Bischof
Reinhard Marx. Sein Fazit: "Wir wollen natürlich daran erinnern, was eigentlich
die Grundlagen der Römischen Verträge waren, oder was die große Vision Europas ist.
Als Bischöfe haben wir ja nicht immer nur mit den tagespolitischen Fragen zu tun,
sondern wir wollen auch daran erinnern, Europa war oder ist ein großes Friedensprojekt,
einmalig in der Weltgeschichte. Wir sollten diese große Vision nicht verlieren und
nicht zurückfallen in eine sehr enge nationale Interessenpolitik. Man sollte die großen
Ideen nicht aus den Augen verlieren. Etwa die wirtschaftliche Effizienz und die soziale
Gerechtigkeit zusammen zu bringen, das war ein großer Punkt, der Europa nach vorne
gebracht hat, und darauf wollen wir nicht verzichten." Die Bischöfe hoffen
auf ein weiteres Vorantreiben des EU-Verfassungsvertrages. "Wir werden zu gegebener
Zeit unsere Themen hier wieder einbringen", so Marx. Dazu gehöre weiter der Gottesbezug. Aktuelle
Herausforderung für Europa: die Integration und der Dialog der Kulturen. Aber, so
Marx: "Wir erinnern natürlich daran, dass der Dialog der Religionen nicht Sache
des Staates ist. Das ist unsere Sache, da möchten wir nicht gerne, dass der Staat
das in die Hand nimmt. Da gibt es immer wieder Tendenzen, aber wir müssen auch uns
selber bemühen, den Dialog der Religionen in Angriff zu nehmen, und das kann auf europäischer
Ebene nur von den Kirchen selbst und von den verschiedenen Religionen ausgehen." (rv
24.11.06 bp)