2006-11-23 13:27:44

Vatikan: Papst bedauert Entwicklungen bei Anglikanern


RealAudioMP3 Ökumenisches Gipfeltreffen heute im Vatikan: Papst Benedikt XVI. hat am Vormittag den Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, in Audienz empfangen. Der Papst würdigte die Fortschritte im ökumenischen Dialog zwischen den beiden Kirchen, der mit dem Besuch von Erzbischof Michael Ramsey von Canterbury bei Paul VI. vor genau 40 Jahren begonnen hatte. In seiner Ansprache an den Anglikaner-Primas sparte Benedikt allerdings auch Trennendes nicht aus.


"In den vergangenen drei Jahren haben Sie offen über die Schwierigkeiten gesprochen, die der Anglikanischen Gemeinschaft zusetzen, und die zur Unbeständigkeit der Gemeinschaft als solcher führen. Jüngste Entwicklungen in Bezug auf das Weiheamt und bestimmte Aspekte der Morallehre haben nicht nur die internen Beziehungen in der anglikanischen Weltgemeinschaft beeinträchtigt, sondern auch jene zwischen der anglikanischen Weltgemeinschaft und der katholischen Kirche. Wir glauben, dass diese Themen, die im Moment in der anglikanischen Gemeinschaft diskutiert werden, von wesentlicher Bedeutung bei der Verkündigung des Evangeliums in seiner Gesamtheit sind, und dass Ihre aktuellen Debatten die Zukunft unserer gegenseitigen Beziehungen bestimmen werden.“


Papst Benedikt bezieht sich auf Themen, die die anglikanische Weltgemeinschaft in den vergangenen Jahren an den Rand der Spaltung brachten, etwa die Bischofsweihe für Frauen und homosexuell lebende Männer oder Segnungsriten für gleichgeschlechtliche Paare.


"Es ist zu hoffen, dass die Arbeit des theologischen Dialoges, der bei einem nicht geringen Grad der Übereinstimmung in diesen und anderen wichtigen theologischen Themen angelangt war, in Ihrer Wahrnehmung weiterhin ernst genommen wird. Bei Ihren Überlegungen begleiten wir Sie mit innigem Gebet. Wir hoffen sehr, dass die anglikanische Gemeinschaft im Evangelium und in der Apostolischen Tradition verwurzelt bleibt, die unser gemeinsames Erbe und die Basis unserer gemeinsamen Anstrengungen für die volle sichtbare Einheit sind.“


Meinungsverschiedenheiten darüber, wie wir das Evangelium heute auf die Herausforderungen an die moderne Gesellschaft beziehen, können die Errungenschaften des Dialogs und des gemeinsamen Zeugnisses oft verdunkeln oder sogar bedrohen, entgegnete Erzbischof Williams in seiner Grußbotschaft.


"Nur ein festes Fundament der Freundschaft in Christus kann uns dazu bringen, aufrichtig miteinander über diese Schwierigkeiten zu sprechen und einen Weg nach vorne zu finden, der versucht, unserem Auftrag als Nachfolger Christi vollkommen treu zu bleiben."


Die gemeinsame Erklärung von Papst Benedikt und Erzbischof Williams betont vor allem die Errungenschaften des "fruchtbaren Dialogs" zwischen den beiden Konfessionen. Doch auch sie spart die kritischen Punkte in dieser Beziehung nicht aus. „Unsere lange gemeinsame Reise macht es notwendig, die Herausforderung durch neue Entwicklungen, die ernsthafte Hindernisse unseres ökumenischen Fortschrittes darstellen, öffentlich anzuerkennen“, heißt es in der Erklärung. Dennoch gebe es viele Bereiche, in denen die anglikanische Gemeinschaft und die katholische Kirche zusammenarbeiten könnten. Dazu gehöre der Frieden im Nahen Osten, der Respekt für das Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und der Schutz für die Heiligkeit der Ehe.


Im Anschluss an die Audienz beteten Papst Benedikt und der anglikanische Primas gemeinsam in der Kapelle „Redemptoris Mater“ im apostolischen Palast die Mittagshore. Erzbischof Williams war mit seiner Frau und seinem Sohn nach Rom gekommen.


(rv 23.11.06 gs)








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