Der anglikanische
Primas Erzbischof Rowan Williams ist seit gestern in Rom. Heute traf der Erzbischof
von Canterbury nach einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle mit dem vatikanischen
«Ökumene-Minister» Kardinal Walter Kasper zusammen. Morgen ist ein Treffen mit Papst
Benedikt geplant.. Es ist der offizielle Antrittsbesuch Williams, andererseits
jährt sich in diesem Jahr zum vierzigsten Mal das historische Zusammentreffen von
Erzbischof Michael Ramsey mit Papst Paul VI.. Das wolle man feiern, so Kardinal Kasper
gegenüber Radio Vatikan. Aber es gibt auch einige ernste Fragen, so der Kurienkardinal:
„Zum
anderen ist jetzt in der anglikanischen Kirche durch innere Probleme auch eine neue
Situation gegeben. Darüber muss auch gesprochen werden, inwiefern das unsere Dialog,
die wir ja fortsetzen wollen, tangiert und in welcher Weise wir im Augenblick weitermachen
können. Insofern wird das ein Besuch sein, wo einerseits freudig aber andererseits
auch ernsthaft miteinander gesprochen werden. Ich freu mich auf den Besuch. Der Erzbischof
ist ein vorzüglicher, anerkannter Theologe, ein sehr geistlicher Mensch, und vor allem
eine menschlich sehr angenehme Person. In dieser Hinsicht werden diese Gespräche sehr
gut verlaufen.“
Hintergrund sind Auseinandersetzungen innerhalb der anglikanischen
Welt um die in den 90er Jahren eingeführte Weihe von Frauen zu Priestern. Hinzu kam
zuletzt die Bischofsweihe für einen bekennenden Homosexuellen, die Einführung von
Bischöfinnen und Segnungsriten für gleichgeschlechtliche Paare. Manche befürchten
eine Kirchenspaltung, die Autorität des Erzbischofs von Canterbury, dem nur eine Art
„Ehrenprimat“ zukommt, schwindet immer mehr. Kardinal Kasper hatte noch im Juli gewarnt,
die Weihe von Bischöfinnen könne die zuletzt vielversprechende Ökumene zwischen katholischer
Kirche und Anglikanern ernsthaft belasten. (rv 221106 mc)