Papst Benedikt hat
heute bei der Generalaudienz die Ermordung des libanesischen Politikers Pierre Gemayel
verurteilt. Der Papst sprach von einem brutalen Attentat und versicherte den Hinterbliebenen
und dem libanesischen Volk sein Gebet und geistige Verbundenheit: "Gegen
die dunklen Kräfte, die versuchen das Land zu zerstören, lade ich alle Libanesen ein,
sich nicht vom Hass besiegen zu lassen. Vielmehr sollen nun die Einheit des Landes,
die Gerechtigkeit und die Versöhnung gestärkt werden und die Zusammenarbeit für die
Realisierung einer friedlichen Zukunft geschaffen werden. Ich lade alle Verantwortlichen
der Länder ein, die jene Region am Herzen liegt, sich für eine globale und gerechte
Lösung einzusetzen, da dort viele Situationen der Ungerechtigkeit seit zu langer Zeit
herrschen."
Der Industrieminister, der zum Lager des antisyrischen Ministerpräsidenten
Fuad Siniora gehörte, war am gestern nachmittag mit seinem Auto in der Beiruter Vorstadt
Dschdeideh unterwegs, wo er aus nächster Nähe erschossen wurde, wie Augenzeugen berichteten.
Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Im Libanon ist es nach dem Anschlag zu Unruhen
in mehreren Städten gekommen.
Wir haben Pfarrer Joachim Schrödel erreicht,
er ist für die deutschsprachigen Katholiken im Nahen Osten zuständig ist. Das Attentat
treffe das Land in einer schwierigen Phase, so Schrödel:
“Die Lage ist so,
dass man einen sehr schwachen Ministerpräsidenten hat und der Präsident selber natürlich
keinerlei Machtbefugnisse hat. Die Regierung löst sich mehr und mehr auf und die Stabilisierung,
die natürlich schon im Interesse der Gegner des Libanon ist, wird stärker werden.
Andererseits haben gerade in den letzten Wochen die Syrer politisch sehr klug gehandelt
und haben Kontakte mit Ägypten, weil sie versuchen, aus einer sehr misslichen isolierten
Lage herauszukommen.“ Pierre Gemayel war Katholik und gehörte zur christliche
Phalange-Partei. Einen religiösen Hintergrund schloß Schrödel alllerdings aus:
„Ich denke, es ist jetzt nicht nur eine Attacke gegen die Christen im Libanon, denn
das könnte man ja auch vermuten, sondern es ist – so schlimm das klingt – ein politischer
Mord gewesen.“ (rv / dw 22.11.06 mc)
Hier die Worte Benedikts im italienischen
Original: "Ho appreso con profondo dolore la notizia dell'assassinio
dell'Onorevole Pierre Gemayel, Ministro dell'Industria del Governo Libanese. Nel condannare
fermamente tale brutale attentato, assicuro la mia preghiera e la mia vicinanza spirituale
alla famiglia in lutto e all'amato popolo libanese. Di fronte alle forze oscure che
cercano di distruggere il Paese, invito tutti i Libanesi a non lasciarsi vincere dall'odio
bensì a rinsaldare l'unità nazionale, la giustizia e la riconciliazione, e a lavorare
insieme per costruire un futuro di pace. Invito infine i Responsabili dei Paesi che
hanno a cuore le sorti di quella Regione a contribuire ad una soluzione globale e
negoziata delle diverse situazioni di ingiustizia che la segnano da ormai troppi anni."