Österreich: Schönborn, Respekt für Christen in islamischen Ländern
Es ist nicht Sache
der Bischöfe, Empfehlungen im aktuellen Poker um eine Regierungskoalition abzugeben.
Jedenfalls aber betrachten die Oberhirten das momentane politische Gesprächsklima
in Österreich mit Sorge. Das sagte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn
zum Ende der Herbstsitzung der Bischofskonferenz.
„Eine Abrüstung der Worte
wäre dringend. Wir hoffen, dass sie in Zukunft geschieht. Eine gute Gesprächkultur
in unserem Land war immer die Voraussetzung für eine gedeihliche politische Entwicklung.“
Für
die nächsten Jahre sehen die Bischöfe große Aufgaben auf die Politik zukommen.
„Ich
nenne an erster Stelle das unbedingte „Ja“ zum Leben in allen Phasen, die verstärkte
materielle und immaterielle Unterstützung von Ehe und Familie als Gemeinschaft von
Mann und Frau und offen für Kinder. Der Einsatz für weltweite Gerechtigkeit. In jedem
Fall ist davon auszugehen, dass es keine neue Schuldenpolitik geben darf, damit kommende
Generationen nicht von uns belastet werden.“
Schönborn zufolge waren auch die
Beziehungen zwischen Christen und Moslems Thema bei den Bischöfen.
„Ein zukunftsträchtiges
Zusammenleben in Verschiedenheit setzt voraus, dass man bestimmte gemeinsame Grundhaltungen
und Überzeugungen der freiheitlichen Gesellschaft auf beiden Seiten respektiert und
verpflichtet anerkennt. Das bedeutet auch die bedingungslose Anerkennung des Prinzips
der Gegenseitigkeit. Was für Muslime in christlich geprägten Ländern gilt, muss auch
für Christen in islamisch dominierten Ländern Gültigkeit haben.“
Der Kardinal
betonte den schon im II. Vatikanischen Konzil festgehaltenen Respekt der Katholiken
vor Andersgläubigen. Teil des Respekt sei es allerdings, die Unterschiede anzuerkennen.
„Beide Religionen stellen den Anspruch, die wahre zu sein und die Wahrheit
Gottes unverkürzt zu verkünden, und beide Religionen haben einen universalen Missionsanspruch,
sie sind zu allen Menschen gesandt. Da gibt es natürlich Spannungen. Aber im Interesse
des Zusammenlebens in einer Welt, die eben nur eine ist, ist der Dialog unbedingt
notwendig. Aber ein Dialog in Freimut und Respekt, ohne die Unterschiede zuzudecken.“
Einer dieser Unterschiede zwischen den beiden Religionen würde gerade im Blick
auf die Gestalt Jesus Christi klar, strich Schönborn hervor.
„Denn der Islam
lehnt gerade das ab, was Herzmitte des christlichen Glaubens ausmacht, die Menschwerdung
Gottes, das dreifaltige Sein Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus. Ich erinnere
daran, dass der Koran die Kreuzigung Jesu nicht annimmt und damit auch nicht die Erlösung
durch Jesus Christus.“
Auch über den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Mariazell
von 7. bis 9. September 2007 sprachen die Bischöfe. Die Visite sei eine große Auszeichnung
für Österreich, unterstrich Schönborn.