2006-11-09 14:25:38

Israel: Vatikan protestiert gegen Schwulenparade in Jerusalem


Der Vatikan und hochrangige Kirchenvertreter im Heiligen Land haben in die Kritik an der für Freitag geplanten Jerusalemer «Schwulenparade» Gay Pride eingestimmt. Diese Initiative sei «ein schwerer Affront gegen das Empfinden von Millionen gläubigen Juden, Muslimen und Christen», für die Heilige Stadt Jerusalem, heißt es in einer Vatikan-Note vom Mittwochabend. Die israelische Regierung solle die Veranstaltung untersagen. Bei früheren Homosexuellen-Paraden dieser Art seien «religiöse Werte systematisch verletzt worden».

Der Lateinische Patriarch, Erzbischof Michel Sabbah, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem: «Im Orient haben wir, Christen, Muslime und Juden, kein Verständnis für solche westlichen Phänomene.» Die Auseinandersetzung sei in Wirklichkeit eine kulturelle Kluft zwischen westlicher und orientalischer Gesellschaft.

«Wir respektieren natürlich jeden Menschen, egal um wen es sich handelt oder welche Einstellungen er vertritt», betonte Sabbah. Aber diese «ganzen neuen Auffassungen von Dingen der Moral oder des gesellschaftlichen Zusammenlebens» im Westen seien dem Orient fremd: «Wenn die Teilnehmer hier Jerusalem eine neue Moral aufzwingen wollen, dann sagen wir: Jerusalem hat seine Moral, und zwar nicht eine von Menschen gemachte, sondern eine von Gott den Menschen anvertraute Moral.» Sie sei über Jahrtausende von Propheten und Patriarchen und auch von Jesus selbst verkündet
worden.

Der Vatikan-Botschafter in Israel, Erzbischof Antonio Franco, erklärte, es sei zentral, den Charakter Jerusalems als einer Heiligen Stadt für die drei großen Religionen zu wahren. Wenn es sich bei der Parade um eine beabsichtigte Provokation handele, müsse die Kirche dagegen sein, so der Nuntius.

In einem Schreiben an das israelische Außenministerium stellte die Nuntiatur in Jaffa-Tel Aviv klar, dass das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung dort an Grenzen stoße, wo es religiöse Gefühle verletze. Es sei offenkundig, dass die Gay-Parade in Jerusalem «für die große Mehrheit der Juden, Muslime und Christen eine Beleidigung bedeutet».

Die Nuntiatur zitiert aus der Erklärung des jüdisch-christlichen Religionsgipfels von 2004 in Grottaferrata. Darin werden die zuständigen Behörden aufgefordert, den heiligen Charakter dieser Stadt zu respektieren und unangemessene Paraden oder andere Aktionen zu verhindern, die das Empfinden religiöser Gemeinschaften verletzten. Die Nuntiatur sei «zuversichtlich», dass das Außenministerium seinen Einfluss geltend mache, um auf ein Überdenken der Entscheidung hinzuwirken.
(rv/kna 091106 mc)








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