Bei den Kongresswahlen in den USA haben die Republikaner eine empfindliche Niederlage
hinnehmen müssen. Die Demokraten eroberten nach zwölf Jahren wieder die Mehrheit im
Repräsentantenhaus. Im Senat verloren die Republikaner mindestens vier Sitze an die
Demokraten. Das Ergebnis wird als Denkzettel für Präsident Georg W. Bush gewertet.
Außerdem wurden in verschiedenen Staaten über einzelne Gesetze abgestimmt. So
haben sich die Wähler im US-Bundesstaat South Dakota gegen ein völliges Abtreibungsverbot
ausgesprochen. 65 Prozent der Wähler sollen gegen die Gesetzes-Initiative gestimmt
haben. Ein Schwangerschaftsabbruch sollte nur noch nach einer Vergewaltigung, in Folge
von Inzest oder bei Gefährdung der Gesundheit der Mutter straffrei bleiben. Außerdem
soll bei Volkabstimmungen in Virgina und sieben weiteren US-Staaten die so genannte
Homo-Ehe abgelehnt worden sein. Bereits 19 US-Staaten verbieten ausdrücklich homosexuelle
"Eheschließungen". Erstmals in der Geschichte der USA wurde ein Muslim in den
Kongress gewählt. Keith Ellison (43), demokratischer Afro-Amerikaner im nördlichen
US-Bundesstaat Minnesota, erreichte mit 56 Prozent der Stimmen den fünften Wahlbezirk
seines Staates und ist zudem der erste schwarze Kongressabgeordnete Minnesotas. «Heute
Abend haben wir Geschichte geschrieben», sagte Ellison in der Wahlnacht. Er verspüre
eine große Verantwortung.Der in Detroit geborene Ellison wuchs als Katholik auf und
trat mit 19 Jahren zum Islam über. Seine neue Religionszugehörigkeit machte er
nicht zum Thema seines Wahlkampfes. Vielmehr bedauerte er mehrmals, dass dem so viel
Aufmerksamkeit geschenkt werde. Dadurch werde sein eigentliches Wahlprogramm überschattet,
das Armutsbekämpfung, umfassende Krankenversicherung und erneuerbare Energien vorsehe. (dw/rv/kna
081106 mc)