Mehrere Kardinäle werden nach Angaben des französischen Kardinals Jean-Pierre Ricard
über das Vorhaben beraten, Gottesdienste nach vorkonziliarem Ritus zu erleichtern.
Papst Benedikt XVI. habe die Kommission "Ecclesia Dei", die für die Wiedereingliederung
von Anhängern des exkommunizierten Traditionalisten-Erzbischofs Marcel Lefebvre zuständig
ist, um eine Stellungnahme gebeten, sagte Ricard gestern Abend in Lourdes. Durch das
Zweite Vatikanische Konzil wurde die jahrhundertelang geübte Form des katholischen
Gottesdienstes in lateinischer Sprache, bei der etwa der Priester mit dem Rücken zur
Gemeinde steht, durch modernere Gestaltungsformen und den Gebrauch der Landessprache
abgelöst. Seitdem ist der alte, tridentinische Ritus von 1962 nur in Ausnahmen möglich.
Traditionalistische Gruppen fordern die Rückkehr zu diesem Ritus. Ricard bekräftigte,
es gehe nicht darum, die Reformen des Konzils rückgängig zu machen. Vielmehr wolle
der Papst versuchen, den Dialog mit der traditionalistischen Priesterbruderschaft
Pius X. zu erleichtern. Benedikt XVI. wolle alles in dieser Richtung unternehmen,
was möglich sei. Mehrere französische Bischöfe hatten in den vergangenen Wochen
Kritik an dem Vorhaben geübt, Erleichterungen für den alten Messritus einzuführen.
Die französischen Bischöfe tagen derzeit im Marienwallfahrtsort Lourdes. Bei ihrer
Herbstvollversammlung steht nach Ricards Worten auch dieses Thema auf der Tagesordnung. (kna
07.11.06 sk)