Keine andere Religionsgruppe hat so stark unter Diskriminierung und Verfolgung zu
leiden wie die Christen. Sie sind von mindestens drei Vierteln aller Verletzungen
der Religionsfreiheit weltweit betroffen. Bei der Ermordung von Menschen wegen ihrer
Religionszugehörigkeit dürfte der Anteil der Christen weit über 90 Prozent liegen.
Diese Angaben macht der Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der
Deutschen und der Österreichischen Evangelischen Allianz, der Theologe Thomas Schirrmacher
aus Bonn, im neuesten Jahrbuch zur Christenverfolgung. Die von der Evangelischen Nachrichtenagentur
idea herausgegebene Dokumentation erscheint zum weltweiten Gebetstag für die verfolgten
Christen am 12. November. Von den knapp 2,2 Milliarden Christen wird etwa jeder
Zehnte wegen seines Glaubens verfolgt oder benachteiligt. Nach Schätzungen bezahlen
jährlich mindestens 90.000 ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben mit dem Leben.
Schirrmacher führt den wachsenden Druck auf die Christenheit darauf zurück, dass sie
vor allem in Afrika und Asien stark wächst. Von den Mehrheitsreligionen in etlichen
Ländern werde diese Entwicklung als Bedrohung aufgefasst. Manche Staaten förderten
deshalb die angestammte Religion und gingen rechtlich und manchmal auch mit Gewalt
gegen religiöse Minderheiten vor. So besinne man sich in Indien auf den Hinduismus
gegen Islam und Christentum, in Indonesien auf den Islam gegen Christentum und Hindu-Buddhismus,
in Sri Lanka und Nepal auf den Buddhismus gegen Christentum und Islam. In vielen
Ländern nehme die Verknüpfung von Nationalismus und Religion zu. Als Beispiele nennt
Schirrmacher Indien, Indonesien, Bangladesch, Pakistan und die Türkei. Dort sei das
Christentum dem Nationalismus im Weg. Das Jahrbuch enthält auch eine von dem Hilfswerk
„Open Doors“ stammende Liste der Staaten, in denen Christen am meisten verfolgt werden.
Besonders stark unterdrückt werden Christen in Nordkorea, Saudi-Arabien, Laos, Vietnam,
dem Iran, Turkmenistan, den Malediven, Bhutan, Myanmar (Burma) und der Volksrepublik
China. (idea 05.11.06 sk)