In Istanbul hat ein Mann mit Schüssen vor dem italienischen Konsulat gegen den bevorstehenden
Türkei-Besuch von Papst Benedikt protestiert. Der Mann wurde festgenommen. Verletzt
wurde niemand. Ersten Ermittlungen zufolge warf der 26-Jährige seine Waffe anschließend
in den Garten der italienischen Residenz. Zugleich beschimpfte er den Papst und forderte,
dessen Reise in die Türkei zu annullieren. Wörtlich soll er gerufen haben: "Ich werde
dem eine Kugel in den Kopf jagen, der den Propheten Mohammed einen Terroristen nennt". Kardinal
Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, sagte
im Gespräch mit Journalisten, der Vorfall in Istanbul sei zweifellos "verwerflich".
Wörtlich meinte der Kardinal: "Mit Gewalt löst man keine Probleme, sondern schafft
nur neue. Dieser Zwischenfall gefährdet jedoch keineswegs die Türkei-Reise des
Papstes. Man darf Gewalt nicht nachgeben. Es ist Aufgabe der türkischen Regierung,
die öffentliche Sicherheit zu wahren". Papst Benedikt XVI. will vom 28. November
bis 1. Dezember in das mehrheitlich muslimische Land reisen. Dabei will er als Gast
des türkischen Staatspräsidenten Ahmet Necdet Sezer Ankara, Izmir und Istanbul besuchen.
Auch eine Zusammenkunft mit dem Groß-Mufti ist geplant. Die türkischen Medien haben
den Vorfall vor dem italienischen Konsulat nicht kommentiert. Pater Federico Lombardi,
Sprecher des Vatikans, erklärte, es handle sich wohl um einen Einzelfall, der nichts
an den Vorbereitungen für die Papstreise ändern werde. Die Organisationsmaschine läuft
rege weiter. „Der Papst wird nach Istanbul und Ankara reisen, um dort Brücken zu errichten“,
erklärte Pater Lombardi weiter. Der italienische Außenminister Massimo D´Alema
meinte derweil in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica, dass
die Europäische Union „ihre Tore für die Türkei offen halten sollte.“ Der italienische
Minister schätzt auch den Papst-Besuch als „wichtiges Signal gegenüber diesem Land“.
Die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei bleiben derweil wegen des Streits
über die Anerkennung Zyperns vorerst blockiert. (agenturen 03.11.06 mg)