Im Geburtsort des
Heiligen Augustinus ist eine "Fackel des Dialogs" entzündet worden. Der Kirchenlehrer
wurde 354 in Thagaste, dem heutigen Souk-Ahras in Algerien geboren. Die Fackel wandert
von Algerien aus über die verschiedenen Wirkungsstätten des Heiligen bis ins norditalienische
Pavia. In der dortigen Basilika San Pietro in Ciel d'Oro werden seine Gebeine verehrt. Der
Augustinerorden will mit dem Fackellauf eine Brücke zwischen den Ufern des Mittelmeers
bauen.
„Der Zeitpunkt hätte kaum besser sein können“, sagt der Bischof
der Bischof von Tunis, Maroun Lahham: „Wir haben Dialog und Frieden gerade dringend
nötig. Und ausgehende vom Heiligen Augustinus ist das Reden über den Frieden hier
gut aufgenommen worden. Das Thema Dialog und Frieden ist von extremer Aktualität,
sei es bezüglich West und Ost, zwischen Christentum und Islam, sei es zwischen den
beiden Ufern des Mittelmeeres. Die Initiative antwortet also auf ein wirkliches Bedürfnis,
auf geschichtliche wie geographische Herausforderungen, politische und religiöse.“ Die
Friedensbotschaft sei zugleich ein Beitrag zu den 750-Jahr-Feiern des Ordens, so die
Augustiner. Im antiken Thagaste wurde die Fackel vom Bürgermeister der Stadt, Boulares
Houmana, entzündet. Die nächste Etappe ist die Hafenstadt Bone, die einstige Bischofsstadt
des Heiligen Augustinus. Von dort ging es nach Tunis, dem antiken Karthago. Hier hat
der spätere Kirchenvater studiert. Als Bischof von Hippo wurde er zu einer der führenden
Persönlichkeiten der Kirche in Nordafrika. Augustinus’ großes Bestreben galt der Einheit
der Kirche, der Auseinandersetzung zwischen Christen und Donatisten. Und heute? Die
Themen sind andere, doch Auseinandersetzungen und Dialog sind geblieben. „Es
ist ein Dialog des Lebens, ein praktischer Dialog, der sich im täglichen Miteinander
abspielt und die wesentlichen Glaubensfragen nicht antastet, weder die christlichen
noch die muslimischen. Das ist die Art von Dialog, wie sie in Ländern mit muslimischer
Mehrheit existiert, wo Christen eine Minderheit sind, wie im Nahen Osten, oder wo
sie Ausländer sind, wie in Nordafrika. Es ist ein sachlicher Dialog, in dem jeder
die Empfindlichkeiten des anderen kennt und sie respektiert.“ Das alles, so
Lahham, macht das Zusammenleben so friedlich wie nur möglich. „Spezielle Probleme
als Kirche haben wir nicht. Man muss aber auch sagen, dass es hier in Tunesien einen
„modus vivendi“ gibt, der uns erlaubt, friedlich, gelassen zu leben. Wenn es etwas
zu diskutieren gibt, geschieht das immer sehr ruhig. Wesentliche Probleme für die
Kirche gibt es nicht, auch weil wir eine sehr kleine Minderheit sind.“ Als
einer, der diese kleine Minderheit führen soll, hat Lahham einen dringenden Wunsch: „Ich
wünsche mir, dass ich verstehen kann, was Gott mit dieser Kirche vorhat, die früher
hier sehr groß war. Ich glaube, dass es sein Wille war, der uns hierher nach Nordafrika
geführt hat, aber ich wünsche mir, ihn zu verstehen und ihm folgen zu können.“ Von
Tunesien geht der Fackellauf weiter über Malta nach Ostia. In der antiken Hafenstadt
starb die Heilige Monika, Augustinus’ Mutter. Am 1. November macht die Fackel Station
in Rom, Papst Benedikt XVI. wird sie auf dem Petersplatz segnen. (rv 30.10.06 bp)