Der mexikanische Kurienkardinal Javier Lonzano Barragan hat den geplanten Sperrzaun
der USA an der Grenze zu Mexiko scharf verurteilt. Die Vereinigten Staaten hätten
sich offenbar gegen alle Klugheit für einen Weg der Gewalt entschieden, sagte er der
italienischen Tageszeitung «Avvenire». Jedes Land habe das Recht, über seine Souveränität
zu wachen und Einreiseregelungen zu treffen, räumte Barragan ein. Die geplante Grenzanlage
mit Tausenden von schussbereiten Wachposten respektiere aber keineswegs die Würde
der Menschen. Der US-Regierung warf er vor, sie sei «nicht imstande gewesen, das Einwanderungsproblem
auf eine intelligente, und das heißt humane Weise zu lösen». Der Kardinal verglich
die USA mit historischen Imperien wie dem alten China oder dem Römischen Reich. Auch
diese hätten, als sie zu wanken begannen, die Probleme mit dem Bau einer Mauer zu
lösen versucht. «Die Welt hat Brücken nötig, keine Mauern», sagte Barragan auch unter
Verweis auf den israelischen Sperrwall in den Palästinensergebieten. «Hoffen wir,
dass sie alle ebenso enden wie die Berliner Mauer.« US-Präsident George W. Bush
hatte am Donnerstag das Gesetz zum Bau des mehr als 1.100 Kilometer langen Grenzzauns
unterzeichnet. Das Vorhaben war bereits im Mai vom Senat mit großer Mehrheit gebilligt
worden. (kna 291006 mc)