Audio-Special: Wie geht es eigentlich den Pastoralreferenten?
Es gibt sie noch gar
nicht so lange, und vielerorts sind sie in der Kirche nicht mehr wegzudenken: Pastoralreferentinnen
und Pastoralreferenten. Sie haben Theologie studiert wie die Pfarrer und arbeiten
wie diese voll in der Seelsorge, sind aber trotzdem Laien. Eine von ihnen ist Michala
Clade-Schuster. Sie ist Anfang dreißig und Mutter zweier Kinder Ihr Ehemann Andreas
Clade ist ebenfalls Pastoralreferent. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie auch jetzt
wieder hauptamtlich in die Pastoral einsteigen, sagt sie:
„Für mich persönlich
ist es ein sehr schöner Beruf, denn ich habe sehr viel mit Menschen zu tun, ich habe
ganz unterschiedliche Betätigungsfelder und kann da auch sehr gut mit meinen Fähigkeiten
arbeiten. Für mich ist es ein sehr schöner Beruf.“
„Erfunden“ wurde der
Beruf nach dem zweiten vatikanischen Konzil. Doch was Pastoralreferenten eigentlich
genau sind, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Eine Art ein Ersatzpfarrer
in Zeiten des Priestermangels?
„Also ich hab mich selbst nie als Pfarrer
gesehen und sehe mich nicht als Pfarrer. Fühl mich schon als etwas „mehr“ als ein
Laiin im Kirchendienst, einfach auf Grund meiner Qualifikation, meiner Ausbildung
und auch meinen Aufgaben, die ich einfach in der Gemeinde habe.“
So jedenfalls
das Selbstverständnis von Michaela Clade-Schuster. Aber es gibt auch andere Typen.
Systematisch untersucht haben das jetzt der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner
zusammen mit Katharina Renner. Über 1.400 Seelsorger aus der Schweiz, Deutschland
und in Österreich haben an einer Fragebogenaktion per Internet teilgenommen. Dabei
wurde deutlich, dass es – vereinfacht gesprochen - den Laien-Typ, gibt, also Pastoralreferenten,
die großen Wert auf die Abgrenzung vom Berufsprofil des Priesters suchen und den „presbyteralen
Typ“, also Pastoralreferenten, die mehr und mehr auch priesterliche Aufgaben wie Gemeindeleitung
und Sakramentenspendung übernehmen. Während in Deutschland Laientheologen mehr und
mehr in die Sonderseelsorge eingesetzt werden, um genau dieser Tendenz entgegenzuwirken,
ist das Phänomen in der Schweiz weiter verbreitet. Eine Entwicklung, die Fragen aufwirft,
so Zulehner:
“Was bedeutet es, dass wir unter dem Druck des Priestermangels
faktisch so etwas haben wie eine beträchtliche Gruppe ungeweihter Laienpriester, den
so kann man diese realen Presbyter faktisch definieren. Auch der Bischof
Kurt Koch verwendet unentwegt diesen Ausdruck. Er sagt, eigentlich müsste ich sie
weihen und ich kann nicht, weil die Zulassungsbedingungen im Wege stehen, andererseits
wünschte er sich klarere Verhältnisse und er sagt, mit dieser Grauzone können wir
nicht lange leben.“
Zulehner und Renner entwickeln
in ihrer Studie verschiedene mögliche Szenarien für die Zukunft: Erste Möglichkeit:
Die Pastoralassistenten erweisen sich als kirchengeschichtliches Zwischenspiel. Zweite
Möglichkeit: Die Zahl der Pastoralassistenten nimmt stark ab, die Presbyterialen werden
"herausgeweiht" und die Gemeinden von ausgebildeten Ehrenamtlichen verantwortet. Dritte
Möglichkeit: Hauptamtliche Pastoralassistenten finden sich nur noch in großräumigen
pastoralen Projekten und Zentren. Vierte Möglichkeit: Die derzeitige Entwicklung
setzt sich fort. Die Vielfalt kirchlicher Berufe wird grösser, die Spannungen nehmen
ebenfalls zu. In diesem Fall wird die Entwicklung durch das Faktische bestimmt.
Zulehner
selbst ist gegen die rasche Weihe von „Viri probati“. Erst sollten die Gemeinden gestärkt
werden, möglichst viele Dienste ehrenamtlich zu übernehmen. „Denn es wird
ja auch so sein, dass die finanzielle Kraft der auch der bisher starken Kirchensteuerkirchen
eher sich abschwächen wird, sodass die Zukunft der Kirche eher stark auf Freiwilligen
und den Ehrenamtlichen ruhen wird. Und dann wird man sich eines Textes
von Josef Ratzinger aus dem Jahre 1970 erinnern, wo er in einer Vision der Kirche
des Jahres 2000 ausdrücklich sagt, dass man wahrscheinlich aus den Gemeinden heraus
Personen suchen wird und zu Priestern weihen wird, wobei es daneben, das schreibt
er auch ausdrücklich, nach wie vor den zölibatär Hauptamtlichen Priester wird und
geben muss. Und ich glaube, so eine Vision des damaligen jungen Theologen
Ratzinger, der ja von sich selber sagt, es gibt keinen jungen und keinen alten Ratzinger,
sondern nur den einen, ich denke, dass das eine Art des Denkens ist, wo der jetzige
Papst Benedikt XVI. immer noch eine gewisse Sympathie in sich trägt, und vielleicht
wäre das ein Weg, den Gläubigen Gemeinden ihre Eucharistiefähigkeit wirklich zu erhalten
ohne dass man jetzt generell das akademisch ausgebildete Priesteramt von der Ehelosigkeit
abkoppelt, was ich mir gar nicht wünschen würde.“
Sicher ist: Es wird sich
einiges verändern – zum einen, weil gespart werden muss – manche Diözesen stellen
keine Pastoralreferenten mehr ein - , zum anderen, weil es immer weniger Priester
gibt. Michaela Clade-Schuster sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen –
aber sie glaubt, dass gemeinsam ein Weg gefunden werden kann: „Was
ich mir wünschen würde, wäre wirklich eine gelungenen Kommunikation. Auch gerade jetzt
in diesem ganzen Prozess, wo wir in viele Diözesen drinstecken mit der Frage, wie
geht es weiter. Mir ist es da einfach wichtig, dass da auch miteinander kommuniziert
wird und dass da auch eine gewisse Offenheit an den Tag gelegt. Ja für
die Gemeinden würde ich mir wünschen, dass da auch in manchen Punkten mehr Offenheit
besteht, wenn da neue Formen und neue Wege gesucht werden müssen, wie wir in unseren
Gemeinden in Zukunft weiter leben können.“ (rv 28.10.06 sk)