2006-10-28 12:35:32

Audio-Special: Wie geht es eigentlich den Pastoralreferenten?


RealAudioMP3 Es gibt sie noch gar nicht so lange, und vielerorts sind sie in der Kirche nicht mehr wegzudenken: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Sie haben Theologie studiert wie die Pfarrer und arbeiten wie diese voll in der Seelsorge, sind aber trotzdem Laien. Eine von ihnen ist Michala Clade-Schuster. Sie ist Anfang dreißig und Mutter zweier Kinder Ihr Ehemann Andreas Clade ist ebenfalls Pastoralreferent. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie auch jetzt wieder hauptamtlich in die Pastoral einsteigen, sagt sie:

„Für mich persönlich ist es ein sehr schöner Beruf, denn ich habe sehr viel mit Menschen zu tun, ich habe ganz unterschiedliche Betätigungsfelder und kann da auch sehr gut mit meinen Fähigkeiten arbeiten. Für mich ist es ein sehr schöner Beruf.“

„Erfunden“ wurde der Beruf nach dem zweiten vatikanischen Konzil. Doch was Pastoralreferenten eigentlich genau sind, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Eine Art ein Ersatzpfarrer in Zeiten des Priestermangels?

„Also ich hab mich selbst nie als Pfarrer gesehen und sehe mich nicht als Pfarrer. Fühl mich schon als etwas „mehr“ als ein Laiin im Kirchendienst, einfach auf Grund meiner Qualifikation, meiner Ausbildung und auch meinen Aufgaben, die ich einfach in der Gemeinde habe.“

So jedenfalls das Selbstverständnis von Michaela Clade-Schuster. Aber es gibt auch andere Typen. Systematisch untersucht haben das jetzt der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner zusammen mit Katharina Renner. Über 1.400 Seelsorger aus der Schweiz, Deutschland und in Österreich haben an einer Fragebogenaktion per Internet teilgenommen. Dabei wurde deutlich, dass es – vereinfacht gesprochen - den Laien-Typ, gibt, also Pastoralreferenten, die großen Wert auf die Abgrenzung vom Berufsprofil des Priesters suchen und den „presbyteralen Typ“, also Pastoralreferenten, die mehr und mehr auch priesterliche Aufgaben wie Gemeindeleitung und Sakramentenspendung übernehmen. Während in Deutschland Laientheologen mehr und mehr in die Sonderseelsorge eingesetzt werden, um genau dieser Tendenz entgegenzuwirken, ist das Phänomen in der Schweiz weiter verbreitet. Eine Entwicklung, die Fragen aufwirft, so Zulehner:

“Was bedeutet es, dass wir unter dem Druck des Priestermangels faktisch so etwas haben wie eine beträchtliche Gruppe ungeweihter Laienpriester, den so kann man diese realen Presbyter faktisch definieren.
Auch der Bischof Kurt Koch verwendet unentwegt diesen Ausdruck. Er sagt, eigentlich müsste ich sie weihen und ich kann nicht, weil die Zulassungsbedingungen im Wege stehen, andererseits wünschte er sich klarere Verhältnisse und er sagt, mit dieser Grauzone können wir nicht lange leben.“

 
Zulehner und Renner entwickeln in ihrer Studie verschiedene mögliche Szenarien für die Zukunft:
Erste Möglichkeit: Die Pastoralassistenten erweisen sich als kirchengeschichtliches Zwischenspiel.
Zweite Möglichkeit: Die Zahl der Pastoralassistenten nimmt stark ab, die Presbyterialen werden "herausgeweiht" und die Gemeinden von ausgebildeten Ehrenamtlichen verantwortet.
Dritte Möglichkeit: Hauptamtliche Pastoralassistenten finden sich nur noch in großräumigen pastoralen Projekten und Zentren.
Vierte Möglichkeit: Die derzeitige Entwicklung setzt sich fort. Die Vielfalt kirchlicher Berufe wird grösser, die Spannungen nehmen ebenfalls zu. In diesem Fall wird die Entwicklung durch das Faktische bestimmt.

Zulehner selbst ist gegen die rasche Weihe von „Viri probati“. Erst sollten die Gemeinden gestärkt werden, möglichst viele Dienste ehrenamtlich zu übernehmen.
„Denn es wird ja auch so sein, dass die finanzielle Kraft der auch der bisher starken Kirchensteuerkirchen eher sich abschwächen wird, sodass die Zukunft der Kirche eher stark auf Freiwilligen und den Ehrenamtlichen ruhen wird.
Und dann wird man sich eines Textes von Josef Ratzinger aus dem Jahre 1970 erinnern, wo er in einer Vision der Kirche des Jahres 2000 ausdrücklich sagt, dass man wahrscheinlich aus den Gemeinden heraus Personen suchen wird und zu Priestern weihen wird, wobei es daneben, das schreibt er auch ausdrücklich, nach wie vor den zölibatär Hauptamtlichen Priester wird und geben muss.
Und ich glaube, so eine Vision des damaligen jungen Theologen Ratzinger, der ja von sich selber sagt, es gibt keinen jungen und keinen alten Ratzinger, sondern nur den einen, ich denke, dass das eine Art des Denkens ist, wo der jetzige Papst Benedikt XVI. immer noch eine gewisse Sympathie in sich trägt, und vielleicht wäre das ein Weg, den Gläubigen Gemeinden ihre Eucharistiefähigkeit wirklich zu erhalten ohne dass man jetzt generell das akademisch ausgebildete Priesteramt von der Ehelosigkeit abkoppelt, was ich mir gar nicht wünschen würde.“

Sicher ist: Es wird sich einiges verändern – zum einen, weil gespart werden muss – manche Diözesen stellen keine Pastoralreferenten mehr ein - , zum anderen, weil es immer weniger Priester gibt.
Michaela Clade-Schuster sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen – aber sie glaubt, dass gemeinsam ein Weg gefunden werden kann:
 
„Was ich mir wünschen würde, wäre wirklich eine gelungenen Kommunikation. Auch gerade jetzt in diesem ganzen Prozess, wo wir in viele Diözesen drinstecken mit der Frage, wie geht es weiter. Mir ist es da einfach wichtig, dass da auch miteinander kommuniziert wird und dass da auch eine gewisse Offenheit an den Tag gelegt.
Ja für die Gemeinden würde ich mir wünschen, dass da auch in manchen Punkten mehr Offenheit besteht, wenn da neue Formen und neue Wege gesucht werden müssen, wie wir in unseren Gemeinden in Zukunft weiter leben können.“
(rv 28.10.06 sk)







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