Der muslimische Fastenmonat
Ramadan ist zu Ende. In aller Welt wird das gefeiert: In Jerusalem dieses Jahr besonders
intensiv gefeiert. Das hat Pater Thomas Maier von den Weißen Vätern beobachtet; sie
haben mitten im muslimischen Viertel der Jerusalemer Altstadt ihren St.-Anna-Konvent.
Die politische Situation, habe bei vielen einen Rückzug ins spirituelle bewirkt, so
Maier: "Auch bei der jüngeren Generation. Man sieht doch viele Jugendliche,
die bewusst auch Religion zu leben versuchen. Ich würde sagen, weniger in der fanatischen
Weise, als in einer bewussten Orientierung des Lebenssinnes – ‚Ich muss meinen Lebenssinn
wieder finden!’" Vertreter der katholischen Kirche haben sich in diesem Jahr
besonders engagiert. Nach den keineswegs immer friedlichen Freitagsgebeten und den
Auseinandersetzungen um die Papstrede von Regensburg galt es zu vermitteln. In Jerusalem
hat sich die Lage etwas beruhigt. "Im Bewusstsein der Bevölkerung bleibt es
sicher als eine Narbe zurück. Es wird wahrscheinlich dann wieder aufbrechen, wenn
sich eine neue Gelegenheit dazu bietet." Die Teilnahme am Fastenbrechen ist
eine der wichtigsten Gesten, Freundschaft zu zeigen, berichten Christen, die seit
langem mit Muslimen leben. Gesten helfen, reichen aber nicht, sagt der Weiße Vater
Maier: "Unheimlich wichtig, ist, dass Sie Vertrauensbeziehungen besitzen. Das
heißt, dass ich jetzt am Ende des Ramadan hier sitze und morgens alle möglichen Menschen
anrufe, um ihnen ‚Frohes Fest!’ zu wünschen, und die sich riesig freuen, wie Kinder,
dass jemand an sie denkt, der Christ ist. Das gibt mir eine solche Glaubwürdigkeit,
dass ich dann unheimlich viel in anderer Weise mit den Leuten wieder anstellen kann.
Dann sind sie zwar der andere, aber auch der, der irgendwie vertraut ist. Da müsste
man meines Erachtens viel mehr arbeiten." So ein Anruf zum Ende des Fastenmonats
soll übrigens auch auf politischer Ebene wirken: Israels Premier Ehud Olmert und Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas sind an einem Treffen interessiert, das berichten israelische Medien
unter Berufung auf Olmerts Büro. Jude Olmert hatte Moslem Abbas alles Gute wünschen
wollen. (rv 24.10.06 bp)