Er ist eine Autorität
in der österreichischen Kirche, obwohl er es „nur“ bis zum Weihbischof gebracht hat:
Helmut Kraetzl. In Wien geboren, wurde er nach eigenen Angaben vom Zweiten vatikanischen
Konzil und von Kardinal König geprägt, der ihn 1977 auch zum Bischof weihte. Am Montag
vollendet er sein 75. Lebensjahr und erreicht damit die kanonische Altersgrenze. Unsere
Kollegen von Radio Stefansdom haben mit ihm gesprochen: „Ich blicke eigentlich
gern zurück auf die 75 Lebensjahre, 52 Priesterjahre, auf fast 30 Bischofsjahre, in
denen ich so viele Menschen kennen gelernt habe und damit so viel vom Leben, dass
mir das selber zu einer großen Bereicherung geworden ist.“ Krätzl steht für
eine den Menschen nachgehende Seelsorge und für den Dienst der Kirche an der Gesellschaft
von heute. Auch heute bleiben noch Herausforderungen für die Kirche: „Was ich
mir konkret von der Kirche an Erneuerung noch wünsche... da gibt es viele Dinge, die
anstehen. Zum Beispiel die Liturgiereform ist längst nicht vorbei. Manche denken ja,
wir seien viel zu weit gegangen. Wir sind nicht zu weit gegangen, sondern es müßte
viel geschehen, um den Sinn der Liturgiereform zu erfüllen, nämlich die Sprache, die
Symbole, die Liturgie in ihrer Zeichenhaftigkeit noch viel verständlicher für den
modernen Menschen, vor allem für die Jugend zu machen. Und da ist viel zu tun.“ Krätzl
war in der Bischofskonferenz lange Zeit für Schule und Ökumene zuständig. Mit Blick
auf die Welt, denkt er, müsse man die Lebenswirklichkeit der Menschen viel deutlicher
ins Auge fassen. „Wir haben Angst vor neuen Lebensweisen, die da und dort sind,
die teilweise natürlich tatsächliuch sich nicht immer positiv entwickeln. Die aber
andererseits zeitbedingt sind. Und die Kirche dürfte nicht hängenbleiben an nur alten
Formen der Lebenswirklichkeit und sollte sich auch neuen Herausforderungen stellen
und den Menschen helfen, in dieser pluralen Gesellschaft zu einem eigenen Standpunkt
zu kommen.“ (radio stephansdom 211006 mc)