Die katholisch-orthodoxe Gesprächskommission tagte vor einigen Wochen in Belgrad und
nahm damit einen Dialog wieder auf, der sechs Jahre lang unterbrochen gewesen war.
Im Nachfeld des Treffens gab es gewisse Unstimmigkeiten; Sprecher der Orthodoxie bemängelten
etwa Verfahrensfragen, was Kardinal Walter Kasper, der Präsident des päpstlichen Einheitsrates,
zurückwies. Insgesamt aber gab es in Belgrad eine große Übereinstimmung zwischen den
Parteien, hat etwa Klaus Wyrwoll beobachtet, der stellvertretende Leiter des Ostkirchlichen
Instituts in Regensburg, der das Treffen als Dolmetscher begleitete. Das, was man
Streit nenne, sei das sich-Bewusstwerden gewisser Schwierigkeiten gewesen, die in
der Ökumene zwischen Katholiken und Orthodoxen allgemein da seien.
„Dass
wir in Russland und Rumänien viele Katholiken haben, die nicht das II. Vatikanische
Konzil mitgemacht haben und die Orthodoxen eben nicht als Freunde ansehen, sondern
als Feinde. Während wir mit Joseph Ratzinger sagen: Sie sind genauso echte Teilkirchen
wie jedes katholische Bistum auch. Und vor diesem Hintergrund kam es dann, dass der
russische Delegierte uns daran erinnerte, dass die östlichen Kirchen unterschiedliche
Kirchen sind, nicht als eine Kirche zu bezeichnen, und dass man nicht spricht von
„unsere beiden Kirchen“, katholische und orthodoxe Kirche, sondern dass man ernst
nimmt, dass die Orthodoxen eine Communio von verschiedenen Kirchen sind, wie es Joseph
Ratzinger immer gefordert hat. Er sagte, wir dürfen nicht von zwei Kirchen sprechen,
denn es gibt nur eine Kirche. Und die orthodoxen sind genauso echte Teilkirchen wie
unsere Kirchen.“
Es handle sich also nicht um kirchenpolitische, sondern
um theologische Fragen, die die Gesprächspartner weiter bedenken müssten.
„Es
ist ein großes Geschenk, dass Benedikt XVI. und Kardinal Kasper diesen Dialog der
Einheit der Christen geschenkt haben, und dieser Dialog wird von vielen Kontakten
begleitet. Unzählige orthodoxe Studenten studieren im Westen, einige katholische im
Osten, der russisch-othodoxe Bischof Hilarion ist katholischer Theologieprofessor
in Fribourg. Auf dieser Ebene wird der Dialog natürlich sehr gut weiterlaufen. Dass
er überhaupt angefangen hat in Belgrad nach sechs Jahren Pause, ist eine großartige
Sache, für die man dem Papst gar nicht dankbar genug sein kann.“ (rv 20.10.06
gs)