Die Religionen im Irak können in der derzeitigen Situation nur friedlich zusammenleben,
wenn es einen Machthaber im Stile des Ex-Diktators Saddam Hussein gäbe. Das sagte
der Leiter der Arbeitsstelle der deutschen Bischofskonferenz für christlich-muslimische
Angelegenheiten, Peter Hünseler, jetzt dem Kölner domradio. Wörtlich sagte Hünseler:
„So traurig es ist, aber es scheint im Moment nur eines möglich zu sein: dass sich
wieder ein starker Mann aufschwingt, der die Möglichkeit besitzt, mit Gewalt die auseinanderstrebenden
Kräfte im Lande zu unterdrücken - wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Also im Prinzip
so etwas, wie wir es unter Saddam Hussein gehabt haben. Eine andere Möglichkeit –
etwa einen Weg zur Demokratie – halte ich für völlig ausgeschlossen.“ Hünseler
äußerte sich auch zur Christenverfolgung im Irak. Christen seien derzeit Sündenböcke,
die für das umstrittene Regensburger Papst-Zitat hinhalten müssen. Entführungen und
Anschläge gegen Christen seien deshalb an der Tagesordnung. Viele irakische Christen
fliehen mittlerweile nach Jordanien oder in die USA. Unter Saddam Hussein sei das
Zusammenleben von Christen, Schiiten und Sunniten gut möglich gewesen. Dort habe die
Religion eine untergeordnete Rolle gespielt, da die Ausrichtung primär auf die arabische
Identität gerichtet war. (domradio 18.10.06 sk)