Am Tag nach den Präsidentschaftswahlen
ist bislang gar nichts klar - außer, dass es wohl Stichwahlen geben wird. Nach der
Auszählung von 50 Prozent der Stimmen führt überraschend der konservative Milliardär
Alvaro Noboa. Sein Rivale ist der linksgerichtete Rafael Correa. Der hatte bereits
während seiner Stimmabgabe vor Wahlbetrug gewarnt und sich am Abend zum Sieger der
ersten Runde erklärt. Wer ist dieser indiostämmige Rafel Correa? "Wir haben
einen ganz neuen Kandidaten, einen Newcomer, der unverhofft sehr schnell hochgestiegen
ist“, sagt Robert Käser, er hat lange in Ecuador gelebt und kehrt jetzt als Projektkoordinator
für die Don Bosco Jugend Dritte Welt dorthin zurück. Mit Raffael Correa, meint Käser,
würde Ecuador ein echtes Experiment eingehen. "Raffael Correa möchte, so ähnlich
wie in Bolivien, die Erdölraffinerien, die es ja in Ecuador gibt, verstaatlichen und
die Amerikaner "raushaben". Das ist ein sehr brisantes Thema. Die Frage ist nur: Wenn
er an die Macht kommt, wird er dann genauso agieren, oder wird er dann wieder moderater?“ Das
ist die große Frage, denn das Land steht vor enormen Problemen. Mehr als die Hälfte
der Ecuadorianer leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Auslandsverschuldung von etwa
15 Milliarden Euro ist erdrückend, allein die Summe der Zinsen ist höher, als die,
die dem Staat für Sozialausgaben zur Verfügung steht. Hinzu kommt „die chronische
Problematik von Ecuador, die Korruption. Ich möchte Raffael Correa nichts Schlechtes
unterstellen, aber er alleine wird es wohl kaum schaffen, diese Ideen durchsetzen
zu können, gegen den Beamtenapparat, die Militärs und die kleine Oberschicht, der
im Prinzip das ganze Land gehört und die es bis jetzt auch gesteuert hat.“ Die
katholische Kirche ist angesichts all der Wahlkampfversprechen äußerst skeptisch.
Viele Präsidenten hat man schon kommen und gehen sehen, sieben allein in den letzten
zehn Jahren. Und so setzt der Appell der Kirche wirklich bei demokratischen Grundlagen
an: „Die dortige Bischofskonferenz hat dazu eine Pressekonferenz gegeben, dass
sie besorgt sind, dass die Wahlen fair ablaufen. Sie tritt jetzt schon aktiv in Erscheinung
und ist so präsent, dass die Kandidaten dies auch deutlich hören.“ Mit Robert
Käser sprach Hilde Regeniter. Hören Sie mehr in unserem Audiofile. (rv/domradio
16.10.06 bp)