2006-10-15 15:29:23

Norkorea: Je isolierter desto aggressiver


RealAudioMP3 Russland und China haben am Samstag den Zeitplan für die Verabschiedung einer UNO-Resolution gegen Nordkorea und dessen Atomtests ins Wanken gebracht. Sie fordern weiterhin, den Verzicht auf Androhung von Gewalt. Die Resolution dürfe nicht einmal die Andeutung einer möglichen Gewaltanwendung enthalten, sagte der russische Verteidigungsminister Iwanow am Samstag in Moskau. Alle politischen und diplomatischen Anstrengungen sollten darauf zielen, die Sechs-Parteien-Gespräche zur Lösung des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm wieder aufzunehmen. Was bringt eine wirtschaftliche Isolation? Was bringen Sanktionen? Wir haben mit dem Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Seoul, Erik Richter gesprochen:

„Die Situation hier auf der koreanischen Halbinsel ist in einer ähnlichen Spannung, wie sie existiert hat zwischen Ostblock und Nato in den Zeiten des kalten Krieges. Das ist hier wahrscheinlich noch etwas verschärfter weil Nordkorea absolut isoliert ist – es gibt hier kaum bis gar kein Grenzverkehr. Sie müssen wissen, in Nordkorea kommen sie nicht von einem Bezirk in den anderen, ohne eine entsprechende Genehmigung. Das gilt selbst für die Stadt Pyöng-Yang. Sie können nicht einfach von einem Ort zum anderen gehen. Dort sind immer Kontrollen, die nach einer entsprechenden Genehmigung fragen, ob sie dieses Viertel überhaupt betreten dürfen, oder nicht. Wer diese Bevölkerung, die Koreaner kennt, weiß: Wenn jemand in die Isolation gedrängt wird, wo er nicht mehr heraus kann, ohne sein Gesicht zu verlieren, dann ist derjenige nicht mehr berechenbar. Für Nordkorea heißt das: Je isolierter Nordkorea sein wird, umso weniger ist Nordkorea berechenbar und kann aggressiv unkontrolliert reagieren.“

Das heißt also, dass Sie eher Befürchtungen hegen?

„Ich habe eher Befürchtungen wenn die Entspannungspolitik ad acta gelegt wird und die Politiker eher auf eine härtere Gangart und eine härtere und tiefer Isolation von Nordkorea setzen. Ich glaube nicht, dass das Regime sich öffnen und fallen wird, ohne eine größere Gewalttätigkeit. Danach sieht es eher nicht aus.“

Wie wird es denn von der Bevölkerung in Südkorea wahrgenommen?

„Erstmal findet hier ein Generationenumbruch statt: Das heißt, die jüngere Generation, jene, die jetzt Studenten sind oder noch jünger, haben sowieso eigentlich keine Verbindung mehr zu Nordkorea. Das sind eher deren Eltern beziehungsweise Großelterngenerationen, die natürlich noch lebendig vor Augen haben, dass dieses Land einmal geeint war. Umso größer wird also auch die Distanz in den nächsten Jahren sein - zu Nordkorea hin und auch zu einer Wiedervereinigung. Die Bevölkerung selber ist, glaube ich, in dem Punkt gespalten; wie sie jedoch auch hinter der Entspannungspolitik nicht hundertprozentig gestanden hat. Es gibt vermutlich einen hohen Anteil der Bevölkerung, die schon immer diese Entspannungspolitik abgelehnt hat.“

Letzte Frage: Weiß man etwas von Christen in Nordkorea?

„Es gibt natürlich Christen, es gibt auch Kirchen in Pyöng-Yang. Ich habe auch von Leuten gehört, die vor einer katholischen Kirche in Pyöng-Yang gestanden haben. Aaber diese Kirche wird natürlich nachweislich nicht von einem katholischen Priester geleitet und es ist auch ganz schlecht herauszufinden, wer sich denn jetzt eigentlich für die Gemeinde dort verantwortlich fühlt. Die Anzahl der Christen bewegen sind nach den offiziellen Statistiken, wenn ich das richtig im Kopf habe, im Promille-Bereich. Inwieweit etwas im Untergrund existiert, von außen so nicht gesagt werden. Ob es eine organisierte Untergrund-Kirche gibt, kann nicht beurteilt werden. Es ist vielleicht nicht zu vermuten, aber das weiß kein Mensch.“ (14.10.06 mc/sis)








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