Russland und China
haben am Samstag den Zeitplan für die Verabschiedung einer UNO-Resolution gegen Nordkorea
und dessen Atomtests ins Wanken gebracht. Sie fordern weiterhin, den Verzicht auf
Androhung von Gewalt. Die Resolution dürfe nicht einmal die Andeutung einer möglichen
Gewaltanwendung enthalten, sagte der russische Verteidigungsminister Iwanow am Samstag
in Moskau. Alle politischen und diplomatischen Anstrengungen sollten darauf zielen,
die Sechs-Parteien-Gespräche zur Lösung des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm
wieder aufzunehmen. Was bringt eine wirtschaftliche Isolation? Was bringen Sanktionen?
Wir haben mit dem Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Seoul, Erik Richter gesprochen:
„Die Situation hier auf der koreanischen Halbinsel ist in einer ähnlichen
Spannung, wie sie existiert hat zwischen Ostblock und Nato in den Zeiten des kalten
Krieges. Das ist hier wahrscheinlich noch etwas verschärfter weil Nordkorea absolut
isoliert ist – es gibt hier kaum bis gar kein Grenzverkehr. Sie müssen wissen, in
Nordkorea kommen sie nicht von einem Bezirk in den anderen, ohne eine entsprechende
Genehmigung. Das gilt selbst für die Stadt Pyöng-Yang. Sie können nicht einfach von
einem Ort zum anderen gehen. Dort sind immer Kontrollen, die nach einer entsprechenden
Genehmigung fragen, ob sie dieses Viertel überhaupt betreten dürfen, oder nicht. Wer
diese Bevölkerung, die Koreaner kennt, weiß: Wenn jemand in die Isolation gedrängt
wird, wo er nicht mehr heraus kann, ohne sein Gesicht zu verlieren, dann ist derjenige
nicht mehr berechenbar. Für Nordkorea heißt das: Je isolierter Nordkorea sein wird,
umso weniger ist Nordkorea berechenbar und kann aggressiv unkontrolliert reagieren.“
Das
heißt also, dass Sie eher Befürchtungen hegen?
„Ich habe eher Befürchtungen
wenn die Entspannungspolitik ad acta gelegt wird und die Politiker eher auf eine härtere
Gangart und eine härtere und tiefer Isolation von Nordkorea setzen. Ich glaube nicht,
dass das Regime sich öffnen und fallen wird, ohne eine größere Gewalttätigkeit.
Danach sieht es eher nicht aus.“
Wie wird es denn von der Bevölkerung in Südkorea
wahrgenommen?
„Erstmal findet hier ein Generationenumbruch statt: Das heißt,
die jüngere Generation, jene, die jetzt Studenten sind oder noch jünger, haben sowieso
eigentlich keine Verbindung mehr zu Nordkorea. Das sind eher deren Eltern beziehungsweise
Großelterngenerationen, die natürlich noch lebendig vor Augen haben, dass dieses Land
einmal geeint war. Umso größer wird also auch die Distanz in den nächsten Jahren sein
- zu Nordkorea hin und auch zu einer Wiedervereinigung. Die Bevölkerung selber ist,
glaube ich, in dem Punkt gespalten; wie sie jedoch auch hinter der Entspannungspolitik
nicht hundertprozentig gestanden hat. Es gibt vermutlich einen hohen Anteil der Bevölkerung,
die schon immer diese Entspannungspolitik abgelehnt hat.“
Letzte Frage: Weiß
man etwas von Christen in Nordkorea?
„Es gibt natürlich Christen, es gibt auch
Kirchen in Pyöng-Yang. Ich habe auch von Leuten gehört, die vor einer katholischen
Kirche in Pyöng-Yang gestanden haben. Aaber diese Kirche wird natürlich nachweislich
nicht von einem katholischen Priester geleitet und es ist auch ganz schlecht herauszufinden,
wer sich denn jetzt eigentlich für die Gemeinde dort verantwortlich fühlt. Die Anzahl
der Christen bewegen sind nach den offiziellen Statistiken, wenn ich das richtig im
Kopf habe, im Promille-Bereich. Inwieweit etwas im Untergrund existiert, von außen
so nicht gesagt werden. Ob es eine organisierte Untergrund-Kirche gibt, kann nicht
beurteilt werden. Es ist vielleicht nicht zu vermuten, aber das weiß kein Mensch.“
(14.10.06 mc/sis)