An diesem Sonntag wird Papst Benedikt XVI. vier herausragende Christen heilig sprechen.
Einer von ihnen ist der mexikanische Bischof Rafael Guizar Valencia. 1995 selig gesprochen.
Er ist der erste Heilige Lateinamerikas, der auch auf dem Kontinent geboren wurde.
Als
Rafael Guizar Valencia 1878 in dem kleinen Ort Cotija de La Paz, ungefähr zwei Stunden
von Mexikostadt entfernt geboren wurde, hätte er sich nicht im Traum einfallen lassen,
dass rund 130 Jahre die moderne Technologie ihm zur Heiligkeit verhelfen würde. Zuerst
waren es Ultraschallaufnahmen, die der schwangeren Maura aus Veracruz offenbarten,
dass ihr Kind körperlich entstellt sei. Die strenggläubigen Eltern riefen den für
seine Menschlichkeit bekannten 1995 selig gesprochenen Bischof um Hilfe an. Wochen
später kam der Junge Rafael de Jesus Barroso Hernandez ohne jeden Makel zur Welt.
Die Ärzte bestätigten es – auf Videoband wurde es festgehalten – es handelte sich
um eine auf natürliche Weise unerklärliche Gesundung. Der Fall kam vor die Heiligsprechungskongregation
und die entschied. Ja, es handelt sich um ein Wunder. Doch nicht wegen der Wunder
wird Bischof Guizar vor allem in der Hafenstadt Veracruz verehrt. Der gesellige Kirchenmann
hatte einen besonderen Touch, zu Missionieren. Immer brachte er seine Ziehharmonika
mit, wenn er aufs Land zog, spielte alte Volksweisen auf und brachte so die Leute
zusammen. Dann erzählte er ihnen von Christus. Seine Missionstätigkeit brachte
ihm Punkte bei der Kirchlichen Obrigkeit ein – machte ihn aber bei den politischen
Eiferern der Zeit verhasst. Er geriet in den Strudel der Kirchenverfolgung in Mexiko
und musste fliehen. Er fand Zuflucht in den USA, in Guatemala und auf Kuba. Besonders
Nahe stehen ihm die Legionäre Christi. Sie haben eines ihrer Missionszentren in Veracruz
nach dem Bischof benannt, der viel für den Priesternachwuchs tat und sicher nicht
ganz unschuldig war, dass sein Neffe Maciel Jahrzehnte später die Kongregation der
Legionäre gründen sollte, die besonders viele Priesterberufungen hat.
Und
die anderen drei Heiligen? Ihr Leben in Kurzform:
Filippo Smaldo, Schutzpatron
der Gehörlosen, Mitentwickler der Gebärdensprache, Mitbegründer des Instituts der
Salesianerinnen in Lecce, eine Frauengemeinschaft, die sich für Bildung und Erziehung
tauber und Gehörloser Kinder einsetzen. Geboren wurde Filippo in Neapel, 1848, hinein
in eine Zeit politischer und sozialer Umbrüche. Schon mit zwölf will er Priester werden,
später auch Missionar, doch er bleibt zeitlebens - also bis zu seinem Tod 1923 - in
Süditalien, als Seelsorger für Hörgeschädigte und Opfer der Industrialisierung.
Rosa
Venerini, Schulgründerin aus Viterbo. Sie wurde 1656 geboren, genoss eine glänzende
Erziehung und heute würde man Rosa wohl hochbegabt nennen. Schon mit sieben erklärte
sie, ihr Leben Gott weihen zu wollen, Entscheidungskrisen blieben nicht aus, die Lebensentwürfe
junger Frauen ihrer Zeit waren nichts für sie, weder Ehe noch Klausur zogen sie an,
sie wollte für die Gesellschaft arbeiten. 1685 gründete sie die erste öffentliche
Mädchenschule Italiens, für „Mädchen aus dem Volk“, wie sie sagte. Sie gründet ein
Institut, sorgt für die Ausbildung von Lehrerinnen: die „Maestre Pie Venerini“. Ihr
Werk wird vom Papst anerkannt und gefördert, als sie 1728 stirbt, hat ihr Institut
40 Einrichtungen. Heute gibt es die Maestre unter anderem in Indien, Brasilien und
Kamerun.
Theodora Guerin, Ordensgründerin, geboren 1798 in Frankreich, gestorben
1856 in Indianapolis. Ihr Frauenorden sind die Vorsehungsschwestern von "Saint Mary
of the Woods", wegen ihres heroischen Lebens wurde sie selig gesprochen. Sie hatte
mit zehn Jahren erklärt, Nonne werden zu wollen, musste dann aber für Familie und
Haus sorgen, der Vater war Soldat Napoleons und früh gestorben. Erst mit 25 trat sie
einer Frauengemeinschaft bei und erhielt den Auftrag zur Mission in Nordamerika. Sie
fühlte sich überfordert, wurde schwer krank, doch begann 1840 den Dienst in Amerika,
Benedikt XVI. spricht von einem „vorbildlichen Liebesdienst“ an Waisen an armen Kindern
in Schulen und Heimen.