Vatikan: Papst empfängt polnischen Premier in Audienz
Papst Benedikt XVI. hat den polnischen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski in Privataudienz
empfangen. Bei dem Vier-Augen-Gespräch ging es nach Angaben des Vatikans vor allem
um den europäischen Einigungsprozess und die christlichen Wurzeln Europas. Außerdem
habe man über moralische und religiöse Fragen gesprochen, besonders über bioethische
Themen, den Schutz der Familie sowie die Religionsfreiheit. Die 40-minütige Begegnung
war der erste Vatikanbesuch des polnischen Regierungschefs. Im Anschluss betete er
am Grab Johannes Pauls II. Die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera"
hatte in ihrer heutigen Ausgabe ein Interview mit Kaczynski veröffentlicht, in dem
er erneut für die Einführung der Todesstrafe plädiert. Sie sei jetzt eine "irreale
Hypothese", er wolle sie aber für die Zukunft nicht ausschließen und sei von der Wirksamkeit
dieser Strafart überzeugt. Sie entspreche seiner moralischen und rationalen Überzeugung,
"auch wenn die Positionen der Kirche und Johannes Paul II. sich von meinen unterscheiden",
so Polens Premier wörtlich. Außerdem wies er den Vorwurf des Antisemitismus in der
polnischen Gesellschaft zurück. Es gebe lediglich einzelne Antisemiten und judenfeindliche
Publikationen "wie in jedem anderen Land". Auch Antisemitismusvorwürfe gegen den rechtskatholischen
Sender "Radio Maryja" kämen von Personen, die dessen Programm nicht hörten. (rv/kna
12.10.06 bp)