Eine 2000 Jahre alte Grabanlage, die während des Baus einer neuen Tiefgarage im Vatikan
entdeckt wurde, wird morgen feierlich zugänglich gemacht. Die Öffentlichkeit kann
das Gelände ab dem 14. Oktober besichtigen. Die Neueröffnung gehört zum Ausstellungsreigen
zum 500-Jahr-Jubiläum der Vatikanischen Museen. Die frei gelegten Gräber sind
Teil einer aus der römischen Kaiserzeit stammenden Nekropole („Totenstadt“). Es handelt
sich dabei um eine ausgedehnte Begräbnisstätte außerhalb der Stadtmauern des antiken
Roms, die an der „Via Triumphalis“ gelegen war. Die jüngsten Ausgrabungen fanden unter
der Leitung der Archäologen der Vatikanischen Museen statt. Dabei kam ein beachtlicher
neuer Teil der Nekropole zum Vorschein. Durch die neue archäologische Entdeckung sind
heute im Vatikan zwei der am besten erhaltenen und dokumentierten Nekropolen aus der
römischen Kaiserzeit zugänglich: die Nekropole der „Via Cornelia“, die unter dem Petersdom
liegt und deren wichtigste Grabstätte das Grab des Apostelfürsten ist, und jetzt die
Nekropole der „Via Triumphalis“. Die Ausgrabungen umfassen rund 40 Begräbnisstätten
von kleinerem und mittlerem Ausmaß. Dazu kommen mehr als 200, auf verschiedenen Ebenen
gelegene Einzelgräber, die zum Großteil mit Inschriften versehen sind. Die meisten
Gräber befinden sich in gutem Zustand. Sie sind auf die Zeit zwischen dem Ende des
ersten Jahrhunderts und die ersten Jahre des vierten Jahrhunderts nach Christus datierbar.
Somit stammen sie aus der Zeit zwischen der Herrschaft von Kaiser Augustus und jener
von Kaiser Konstantin. Einige Gebäude weisen interessante Wandfresken und Dekorationsarbeiten
aus Stuck sowie Mosaikböden auf. Es wurden auch Grabaltäre, Urnen und Sarkophage entdeckt,
die mit Reliefs bestückt sind. Von besonderem Interesse ist der Sarkophag eines Jugendlichen,
auf dem die Gestalt eines Betenden dargestellt wird. Dieser befindet sich neben einem
Baum, auf dem ein Vogel sitzt. Diese Darstellung ist deshalb so wertvoll, da Abbildungen
dieser Art schon im antiken Griechenland vorhanden waren, auf Gräbern allerdings erst
in christlicher Zeit benutzt wurden. Das Grab könnte somit, obwohl es aus der Zeit
vor dem Edikt Kaiser Konstantins stammt, ein frühes Zeugnis für das Christentum sein.
(zenit 11.10.06 sk)