Vor Separatismusbestrebungen von Kirchengemeinden wie auch vor zentralistischer Übersteuerung
warnt der Freiburger Pastoraltheologe Leo Karrer. In einem Beitrag für die Nachrichtenagentur
kipa erinnert er an die gut schweizerische Tradition, die nicht auf Konfrontation,
sondern auf Konsens setze.In der Schweiz habe sich bisher ein einmaliges Nebeneinander
von Kirchenrecht und Staatskirchenrecht eingespielt. Von der schweizerischenTradition
her "sind wir in der praktischen Politik auf Konsens aus", bemerkt Karrer. Je mehr
aber die etwa im Ausland praktizierte Politik von Regierung und Opposition eine Rolle
spiele, umso schärfer und profilierter würden die Auseinandersetzungen. Karrer blickt
darum mit Sorge auf die Entwicklung in einzelnen Kirchengemeinden, in denen sich der
Kirchenrat mit dem Segen der Kirchgemeindeversammlung gegen die Bistumsleitung stelle.
Im Hintergrund gehe es um das staatskirchenrechtliche Gewand. Dieses dürfe im
Hinblick auf die künftigen Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Kirche beziehungsweise
Religion und Staat keine Risse aufzeigen. Von Abspaltungen von Pfarreien von der Gesamtkirche
rät der Pastoraltheologe ab. Abspaltungen würden Kirchengemeinden in eine"bürgerliche
Enge" treiben, in der sie "schwer zu bewegen" seien. (kipa 11.10.06 sk)