Eine internationale Historiker-Tagung befasst sich ab morgen in Rom mit dem umstrittenen
Wirken des österreichischen Bischofs Alois Hudal (1885-1963). Anlass des zweitägigen
Symposions ist die Öffnung des Hudal-Archivs im österreichisch-deutschen Nationalkolleg
Santa Maria dell'Anima. Hudal war Rektor des Kollegs. Der aus der heute slowenischen
Südsteiermark stammende Hudal hatte ursprünglich dem Nationalsozialismus nahe gestanden.
In historischen Publikationen wird er der Fluchthilfe für Kriegsverbrecher bezichtigt.
Zeitgleich gilt es als unstrittig, dass Hudal während der deutschen Besatzung Roms
Juden und Kriegsgefangenen geholfen hat. Umstritten sind mehrere Veröffentlichungen
über das Christentum und "das deutsche Volk" sowie die 1976 erschienenen "Römischen
Tagebücher - Lebensbeichte eines alten Bischofs". In dieser Autobiografie bekannte
er seinen Entschluss, nach 1945 seine "ganze karitative Arbeit" in erster Linie den
früheren Anhängern des Nationalsozialismus und Faschismus zu widmen. Im Juli 1952
trat Hudal zurück, am 13. März 1963 starb er in Rom. Die Historikertagung wird geleitet
vom Präsidenten der Päpstlichen Historikerkommission, Walter Brandmüller. (kathpress
05.10.06 bp)