2006-10-03 15:24:55

Österreich: Leitenberger, "Wir sind Einwanderungsland"


RealAudioMP3 Warten auf die neue Regierung. Nach Deutschland, Italien, Tschechien trifft es jetzt auch Österreich. Das amtliche Endergebnis wird vorraussichtlich erst nächsten Montag, mehr als eine Woche nach der Abstimmung, stehen. Stärkste Partei sind die Sozialdemokraten und die stellten heute die Weichen in Richtung Große Koalition. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer bekräftigte den Führungsanspruch und erklärte, die konservative Volkspartei des amtierenden Kanzlers Wolfgang Schüssel sei erster Ansprechpartner für die Regierungsbildung. Der Pressechef des Erzbistums Wien, Erich Leitenberger, macht hinter die große Koalition aber noch ein großes Fragezeichen:
"Es wird jetzt sicher verschiedene Farbkombinationen geben, die in den nächsten Tagen und Wochen ausprobiert werden. Wie es jetzt weitergehen wird, das ist schwer zu sagen, es gibt auch bislang keine offiziellen kirchlichen Stellungnahmen."
Die katholische Aktion Österreichs hatte am Wochenende nach einem harten und oberflächlichen Wahlkampf den inneren Frieden des Landes angemahnt. Der Dialog zwischen den einzelnen Volks- und Religionsgruppen des Landes sei erste Aufgabe einer neuen Regierung nach den ausländer- und islamfeindlichen Kampagnen. Leitenberger erinnert an die Zukunftsfähigkeit Österreichs:
"Der Wahlkampf war von einem starken Besitzstandsdenken geprägt. Aber es sind keine Themen angeschnitten worden, wie denn die österreichische Zukunft aussehen soll. Wir haben das Problem der Überalterung, des Geburtenmangels, die Frage der Zuwanderung. Wir müssten uns endlich dazu entschließen, zu akzeptieren, dass Österreich so wie die anderen westeuropäischen Industrieländer natürlich ein Einwanderungsland ist; das ist immer noch eine Art Tabu. Wir müssten uns dazu entschließen, eine aktive Integrationspolitik zu führen. All das ist nicht behandelt worden."
Hier sieht Leitenberger ein breites Feld für politische Aktivitäten in den nächsten Jahren. Ob nun mit großer Koalition oder der Ampel. Die Kirche greife nicht in die Tagespolitik ein, sondern skizziere Grundsatzfragen. Für die Tagespolitik sind die katholischen Laien zuständig:
"Hier bleibt noch sehr viel zu tun, weil natürlich auch in Österreich es gegen die Politik und die Politiker einen gewissen Vorbehalt gibt und man sich die Finger nicht schmutzig machen möchte."
(rv 03.10.06 bp)







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