2006-10-03 14:12:26

D: Kirchen-Appell zur Deutschen Einheit


RealAudioMP3 Mit einem Appell zum Abbau der Ost-West-Gegensätze haben am Dienstag in Kiel die zentralen Feiern zum Tag der deutschen Einheit begonnen. Die „tiefen Gräben zwischen Ost und West würden oft übersehen oder beschönigt“, sagte Hamburgs Erzbischof Werner Thissen beim ökumenischen Gottesdienst in der Kieler Nikolaikirche zum Auftakt der Staatsfeierlichkeiten.
„Wer die Einheit in Deutschland fördern will, der braucht ein waches Geschichtsbewusstsein. Wer die Einheit fördern will, braucht einen sensiblen Umgang mit Redegewohnheiten in Ost und West. Wer die Einheit fördern will, hält sich am Besten zurück mit zu schnellen guten Ratschlägen.“

Das Erzbistum Hamburg sei „ein Kind der deutschen Einheit“, neben Berlin „das einzige kirchliche Gebilde, das aus weiten Teilen in Ost und West zusammengesetzt ist. An den Erfahrungen in dieser 1995 neu gegründeten Konstruktion machte Thissen seine Appelle an die Gäste aus Politik und Gesellschaft fest. Zum Beispiel:


„Wir planen ein seelsorgliches Projekt. Originalton West: Wir müssen das Projekt so planen, dass anschließend auch eine Erfolgskontrolle möglich ist. Originalton Ost: Erfolgskontrolle? Um Himmels willen, das ist ja wie in der DDR. Darauf der Westler: Ich lasse mich nicht mit Diktatoren vergleichen.“

Auch an den ehrlichen wie schmerzlichen Fragen nach den gegenseitigen Vorurteilen kämen Zusammenarbeit und Einheitsprozess nicht vorbei, so Thissen.
 
„Es wird Generationen dauern, bis die Gräben zwischen Ost und West nicht mehr trennen, sondern nur noch verbinden. … Die Einheit in Deutschland ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem. Sie greift tief hinein in Denken und Empfinden vieler Menschen, die eine ganz unterschiedliche Geschichte haben, Unterschiedliches erleben und erleiden. Je mehr wir das berücksichtigen, desto mehr sind wir auf dem Weg der Einheit.“

Die evangelische Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter erinnerte daran, dass die Einheit „klein und gewaltlos“ in den Kirchen begonnen habe. Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes waren Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und zahlreiche Kabinettsmitglieder.


(rv 03.10.06 bp)








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