Vor Naivität im christlich-islamischen
Gespräch warnt der Leiter der deutschen Abteilung von Radio Vatikan, der Jesuitenpater
Eberhard v. Gemmingen. Vor allem dürfe man im Moment nicht so tun, als ob "alle Muslime
gewalttätig sind". "Vermutlich nutzt es auch nicht viel, Verse aus dem Koran zu suchen,
um zu sehen, dass Gewalttaten gerechtfertigt werden. Man findet auch andere Suren...
Es nutzt nicht viel, sich Suren um die Ohren zu schlagen." Auch im Westen, so Pater
Gemmingen, gebe es ja sehr unterschiedliche Richtungen. Das erschwere ein einheitliches
Gespräch "des" Westens mit "den" Moslems. Gespräch der Religionen - das sei nicht
nur eine Aufgabe für Fachleute, sondern bedeute auch, dass "Christen und Muslime,
die in der gleichen Straße wohnen, miteinander reden und auskommen müssen". "Wir müssen
uns daran erinnern, dass auch die katholische Kirche bis vor 130 Jahren Religionsfreiheit
abgelehnt hat. Einem Christen war es von der Öffentlichkeit verboten, seinen Glauben
zu wechseln... So hat auch der Islam eine gewisse Entwicklung genommen, er ist nicht
völlig unbeweglich." Der Westen solle den Islam "noch besser kennenlernen, wie auch
die Muslime das Christentum besser kennen lernen müssen". "Wenn im Westen eine
langsame Veränderung im Verständnis von Glaube und Religion möglich war - wir nennen
das auch Aufklärung -, dann dürfen wir schon davon ausgehen, dass ganz langfristig
auch im Islam eine Öffnung möglich ist... Es ist unklug, einfach davon auszugehen,
dass Dialog von vornherein nichts bringt." Mehr heute Abend in unserer Sendung
"Sie schreiben - wir antworten" um 20.20 Uhr. Wiederholung: morgen Früh um 6.20 Uhr. (rv
01.10.06 sk)